Zusammenfassung
Die Substanz P aus cholinergen, ventralen Rückenmarkswurzeln ist von der aus sensiblen, dorsalen verschieden; denn das Wirksamkeitsverhältnis beider am Ileum des Meerschweinchens wird durch Atropin 10−5 und durch Neoantergan 10−6 verringert. Weiter gibt es ein Ferment, das von den beiden Substanzen P nur die aus sensiblen Wurzeln spaltet, wobei eine Restwirkung zurückbleibt, die ungefähr der Wirkung von Substanz P aus cholinergen Wurzeln gleich kommt.
Nach meinen seinerzeitigen Befunden ist die Substanz P aus sensiblen Wurzeln als ein Polypeptid aufzufassen, an dem, fermentativ abspaltbar, die Erregungssubstanz der sensiblen Nerven verankert ist; analog kann man die Substanz P der cholinergen Wurzeln als Polypeptid auffassen, das ursprünglich, vor der Extraktion, Acetylcholin als Seitenkette trug.
Die an manchen Objekten gleichen Wirkungen der beiden Substanzen P fasse ich als Wirkungen des Polypeptides auf, bei denen es gleichgültig ist, ob es noch eine Erregungssubstanz trägt oder nicht. Sie kommen an der Harnblase der Kröte vor, an den Melanophoren des Fisches Macropodus opercularis, deren Pigment geballt wird, mitunter am Darm, besonders in saurer Lösung, und wahrscheinlich ist auch die Wirkung von Floreys Faktor E auf die von ihm untersuchten Streckreceptoren des Krebses eine solche P-Wirkung. Strychnin steigert bei alkalischer Reaktion die P-Wirkung am Ileum des Meerschweinchens ebenso wie nach Florey die seines Faktors E am Streckreceptor.
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Herrn Professor Karl von Frisch zum 70. Geburtstag gewidmet.
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Umrath, K. Die Substanz P aus cholinergen Neuronen als mutmaßlicher Bestandteil des Proacetylcholins. Pflügers Archiv 262, 368–376 (1956). https://doi.org/10.1007/BF00363799
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