Über den Ursprung der Peristaltik im Frühstadium des menschlichen Fetus

Zusammenfassung

Gleichzeitig mit histologischen Beobachtungen des menschlichen Dünndarmes, Oesophagus, Magens und Colons in verschiedenen Fetalstadien, wurden die Bewegungen dieser Organe, die in Tyrode-Lösung überlebend erhalten wurden, unter dem Mikroskop beobachtet und kinematographisch registriert.

Das erste Erscheinen einer zirkulären Muskelschicht zeigte sich im menschlichen Oesophagus etwa in der 6. Woche, im Magen von der 6.–9. Woche, im Dünndarm und Colon in der 8. Woche des fetalen Lebens. Es ist aber weder vom Auftreten von Längsmuskeln noch von intramuralen Nerven — innerhalb der Grenzen der Lichtmikroskopie — begleitet. In diesem frühesten Stadium, mit Ausnahme einiger Fälle, zeigt der Verdauungstrakt deutliche, automatische Kontraktionsringe, die sich entweder in iso-peristaltischer oder anti-peristaltischer Richtung ausbreiten. Aus einem einzelnen, ursprünglichen Kontraktionsring entstehen oft zwei divergierende, peristaltische Ringe. Diese Tatsache beweist, daß im frühen Stadium des Fetus, ohne irgend ein deutliches Anzeichen von Nervenentwicklung, Peristaltik vorhanden ist, jedoch ist die Richtung der peristaltischen Bewegung noch nicht entschieden. In späteren Stadien erscheinen die Kontraktionswellen verstärkt in dem Maße wie sich Längsmuskeln und intramurale Ganglien entwickeln. Dann wird die anti-peristaltische Bewegung immer undeutlicher. Jedoch war diese rudimentäre Funktion in fast allen Fällen auch in der 20. Woche niemals vollkommen verschwunden.