Über Stoffwechselunterschiede zwischen den Geweben kalt- und warmblütiger Tiere

Zusammenfassung

1. Zur Erkennung von Unterschieden im Stoffwechsel der Gewebe eines poikilothermen Tieres (Frosch) und eines homoiothermen Tieres (Maus) wird die Gewebsatmung von Gehirn, Skeletmuskulatur, Herz, Niere, Leber und Milz beider Organismen sowie der Haut des Frosches im Temperaturbereich 12,5–42,5°C und unter der Einwirkung verschiedener Konzentrationen von 4,6-Dinitro-o-kresol untersucht.

2. Die prozentuelle Änderung der von 4,6-Dinitro-o-kresol beeinflußten Atmung von Gehirn, Leber und Herz des Frosches nimmt mit Temperatursteigerung zu, die der übrigen Froschgewebe und aller untersuchten Mäusegewebe ab. Der Unterschied zwischen Frosch und Maus ist bei Gehirn und Leber signifikant.

3. In Erweiterung der früher auf der Basis der Theorie von Johnson (1954) gegebenen Erklärung des unterschiedlichen Verhaltens von Kalt-und Warmblütergeweben wird eine verschiedene Temperaturabhängigkeit von energieliefernden und energieverbrauchenden Reaktionen in Betracht gezogen. Sie macht die nach 4,6-Dinitro-o-kresol auftretenden Änderungen der relativen Aktivität der Gewebsatmung verständlich.

4. Bei jenen Geweben, bei welchen entsprechend dem Versuchsansatz keine Unterschiede zwischen Kalt- und Warmblütern festgestellt wurden, muß an bloß quantitative Differenzen in der Enzymausstattung der Gewebe gedacht werden.

5. Eine unterschiedliche Temperaturabhängigkeit energieliefernder und energieverbrauchender Reaktionen bedeutet eine Art Leistungsreserve. Diese ist bei einigen stoffwechselaktiven Geweben unabhängig von einer Zuordnung zu Kalt- oder Warmblüterorganismen vorhanden.

6. Ein Vergleich der O₂-Verbrauchs-Temperaturkurven der Gewebe von Frosch und Maus läßt erkennen, daß die maximale Aktivität der Froschgewebe von den Geweben der Maus schon bei etwa 7,5–17,5°C (also etwa um 10°C) erreicht wird. Besonders unter Berücksichtigung der Skeletmuskulatur und ihres Anteils am Gesamt-O₂-Verbrauch wird verständlich, daß ein auf etwa 10° Körpertemperatur abgekühlter Warmblüter die gleiche Strahlenresistenz zeigt wie ein Kaltblüter.