Zusammenfassung
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1.
Es wird ausführlich über Verlauf, Eigenheiten und histologische Befunde berichtet, die bei insgesamt 154 an Polyomyelitis erkrankten Patienten, davon 49 Verstrobenen, in den letzten 3 1/2 Jahren erhoben wurden.
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2.
Es handelt sich um Jugendliche und Erwachsene von 15–74 Jahren. Gewisse Eigentümlichkeiten im Verlauf und der jahreszeitlichen Verteilung der vollen Berichtsjahre lassen mit der nötigen Zurückhaltung einen gewissen Rhythmus erkennen.
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3.
Den echten Erkrankungen an P. werden die im gleichen Zeitraum aufgetretenen Fälle von Meningitis serosa gegenübergestellt, wobei die Annahme gemacht wird, daß P. und M.s. miteinander in Wechselwirkung und Verwandtschaft stehen.
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4.
Die Analyse der Todesfälle bestätigte die immer deutlicher werdende Kopfwanderungstendenz der P., womit die Erhöhung der Letalitätsquote Hand in Hand geht.
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5.
Gewisse Eigenheiten im histologischen Bild, die nicht unbedingt zum typischen Ablauf der P. gehören, wurden wegen ihres gehäuften Auftretens gesonders besprochen. Es sind dies vor allem Erweichungserscheinungen und Blutungen.
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6.
Die eigenen Fälle wurden mit 4 Fällen verglichen, die von Paul vor 30 Jahren wegen ihres atypischen Verlaufes veröffentlicht wurden.
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7.
Die chronisch protrahiert verlaufenen Fälle wurden ausführlich beschrieben, im 2. und 3. Fall bestanden sehr ausgedehnte spinale Höhlenbildungen, die syringomyelieähnliche Ausmaße annahmen. Bemerkenswert ist, daß auch nach 6 bzw. 9 Monaten noch immer deutliche entzündliche Erscheinungen zu beobachten waren, die als Beweis einer chronischen Polioencephalomyelitis gedeutet wurden.
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Busch, W. Die Poliomyelitis bei Jugendlichen und Erwachsenen. Archiv Fü Psychiatrie und Zeitschrift f. d. ges Neurologie 198, 438–455 (1959). https://doi.org/10.1007/BF00357891
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