Zusammenfassung
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1.
Die Zusammenstellung der Aufnahmeziffern von 22 schweizerischen Heil- und Pflegeanstalten aus den Jahren 1938–1946 ergibt von 1942, bzw. 1943 an eine Zunahme der Internierungen, die den Rahmen der friedensmäßigen Progredienz der Anstaltsaufnahmen erheblich überschreitet und sich weder durch die Bevölkerungszunahme noch die Nachholeerscheinung der in den ersten 2 Kriegsjahren leicht gesenkten Aufnahmequote allein erklären läßt.
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2.
Die stärkste Zunahme weist die Hospitalisierung bei depressiven Erkrankungen, Psychopathien, Neurosen und anderen psychogenen Reaktionen auf. Bei Oligophrenen und Epileptikern hält sie sich in mäßigen Grenzen. Die Aufnahmen an organischen Psychosen liegen im Rahmen der friedensmäßigen Progredienz, während manisch-depressive Mischzustände, Alkoholiker und namentlich Schizophrene eine stagnierende Tendenz aufweisen; die beiden letzten Gruppen zeigen infolgedessen eine sehr starke Verminderung ihres prozentualen Anteils an den Gesamtaufnahmen.
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3.
Als umweltsbedingte Ursachen nicht einer gesteigerten Morbidität, wohl aber einer vermehrten Hospitalisierung kommen die veränderten wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Kriegszeit in Betracht (Vollbeschäftigung, flüssige Geldmittel, Ernährungslage in der Anstalt und in der Privatfamilie, verminderte Toleranz der Bevölkerung). Für einzelne Gruppen (Oligophrene, Psychopathen) dürften auch die Zunahme der forensischen Begutachtungen auf Grund des 1942 in Kraft getretenen neuen schweizerischen Strafgesetzbuches eine Rolle spielen; die Abnahme der Alkoholikeraufnahmen dagegen hängt mit der Verteuerung des Alkohols, seiner gesteigerten Verwendung in der Industrie, der verminderten Einfuhr u. a. m. zusammen.
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4.
Unbeeinflußt durch die Umweltsfaktoren erweisen sich, wie der Erwartung entspricht, die Schizophrenie, die Manie und die manischdepressiven Mischformen. Auffällig ist dagegen die außerordentlich starke Zunahme der depressiven Erkrankungen, wobei die endogenen Störungen kurvenmäßig den gleichen Verlauf (Anstieg in den Kriegsjahren, Absinken in den ersten Nachkriegsjähren) mitmachen wie die reaktiven Depressionen. Neben psychischen Einflüssen, die über die bereits erwähnten Faktoren hinaus zu einer Zunahme der Hospitalisierungen geführt haben können, ist auch an die veränderte Ernährungs-Stoffwechsellage zu denken.
Mit Wahrscheinlichkeit ist ferner für die Zunahme der Eintritte von Psychopathen und psychogenen Erkrankungen neben den sozialen und forensischen Faktoren ein Einfluß der psychischen Drucksituation, bzw. eine mangelnde Anpassungsfähigkeit an die veränderten Verhältnisse, anzunehmen.
Literatur
Jahresberichte 1938–1946 der Schweizerischen Heilanstalten Bel-Air, Bellelay, Breitenau, Burghölzli, Cery, Anstalt für Epileptische (Beobachtungsstation), Friedmatt, Hasenbühl, Herisau, Königsfelden, Malévoz, Marsens, Münsingen, Münsterlingen, Perreux, Préfargier, Realta, Rheinau, Rosegg, St. Urban, Waldau, Waldhaus Chur.
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Dubs, P. Der Einfluß des zweiten Weltkrieges auf die seelischen Erkrankungen in der Schweiz. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift Neurologie 189, 421–434 (1952). https://doi.org/10.1007/BF00356947
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