Zusammenfassung
Es werden beobachtete Komplikationen und verschiedene Gefahren der Ventrikulographie besprochen.
Intracerebrale Blutungen sind im allgemeinen bei der Verwendung stumpfer Hirnpunktionskanülen nur dann von Bedeutung, wenn ein unreifes, zerfallendes Gewächs oder seine gefäßreiche Randzone getroffen wird. Dagegen können Druckschwankungen bei der Ventrikulographie zu Entlastungsblutungen führen, wobei die venöse Stauung infolge behinderter Zirkulation bei Hirndrucksteigerung, sowie die funktioneile Unterwertigkeit des Tumorkreislaufes eine wesentliche Rolle spielt. Verletzungen der Hirnhautgefäße und venösen Blutleiter sind durch sachgemäße Wahl der Punktionsstellen zu vermeiden.
Es werden bisher nicht beachtete Zerfallszonen bei Punktion der occipitalen Hirnpartien beschrieben, für deren Entstehung Durchblutungsstörungen als wesentlich angenommen werden. Diese sind bedingt durch Drosselung der Endäste der A. cerebri post., die über den Gyrus hippocampi hinwegziehend mit diesem bei erhöhtem Hirndruck unter dem Tentorium eingeklemmt werden können. Als Ausdruck einer durch Punktion hervorgerufenen Schädigung fanden sich einmal bleibende Gesichtsfeldausfälle.
Zweimal wurde Absceßbildung im Punktionskanal beobachtet. In einem Fall ist die Ansiedlung von Keimen auf dem Blutweg bei eitriger Otitis media anzunehmen, im anderen Falle ist die Ursache der Absceß. entstehung nicht zu klären.
Als seltene Komplikation ist die Entstehung einer Liquorfistel durch Erweiterung des Punktionskanals bei zunehmendem Hydrocephalus möglich.
Neben den direkten Punktionsschäden sind Komplikationsmöglichkeiten gegeben durch sekundäre Drucksteigerung infolge vermehrter Liquorproduktion unter dem Reiz der eingeblasenen Luft. Ist eine Operation des intrakraniellen Krankheitsprozesses im unmittelbaren Anschluß an die Ventrikulographie nicht möglich, so kann auch die Entfernung der Luft aus den Kammern durch nochmalige Punktion tödliche Gefahren nicht immer vermeiden, wie das Beispiel einer Kranken zeigt, bei welcher die wiederholten Druckschwankungen zum völligen Zusammenbruch der Hirnfunktion und Tod an Atemlähmung führten.
Es ergibt sich aus derartigen Beobachtungen die Notwendigkeit, auch für den relativ kleinen Eingriff der Ventrikulographie die Indikation sorgfältig zu stellen.
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von Strenge, W. Bemerkenswerte Komplikationen bei der Ventrikulographie. Archiv f. Psychiatrie 181, 236–255 (1948). https://doi.org/10.1007/BF00353817
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