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Zur Problematik der sogenannten Pfropfschizophrenie

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Zusammenfassung

Wir versuchten, den Eindruck, in einer Anstalt gebe es relativ viele Pfropfschizophrenien, zu überprüfen. Das Literaturstudium ergab, daß tatsächlich echte Kombinationen von Schizophrenie und Schwachsinn vorkommen. Die Meinung, es handle sich dabei um eine Krankheitseinheit, die auf eine gemeinsame genetische Wurzel zurückgehe, wurde immer mehr fallen gelassen zugunsten der Ansicht, das Zusammentreffen beider Krankheitsbilder sei ein zufälliges. So zeigten auch unsere Untersuchungen eine Häufigkeit von Minderbegabung unter Schizophrenen, wie sie der Schwachsinnshäufigkeit unter der Normalbevölkerung entspricht. In diesem Zusammenhang wurde bezweifelt, daß die Verhältnisse bei einer Kombinationsmöglichkeit von Cyclothymie und Schwachsinn wesentlich von denen bei der Schizophrenie verschieden sind. An Hand pneumencephalographischer Untersuchungen bei einem Großteil der Pfropfschizophrenien versuchten wir weiter die Frage zu klären, ob es sich hier etwa um körperlich begründbare Psychosen handeln könne. Doch zeigte es sich, daß der Anteil sekundären Schwachsinns dem Prozentsatz entspricht, den man auch sonst bei Schwachsinnsuntersuchungen findet. Ein Modellfall zweier schizophrener Schwestern, von denen die eine auf der Basis frühkindlicher cerebraler Schädigung imbecill war, bestärkte uns in der Ansicht, das Zusammentreffen von Schizophrenie und Schwachsinn gehe nicht auf eine besondere Affinität der Krankheitsbilder zurück. Wir schlugen daher vor, den Begriff der Pfropfschizophrenie wegen der darin enthaltenen Möglichkeiten zu Mißverständnissen fallen zu lassen und sich in der Diagnostik auf den Ausdruck der Kombination „Schizophrenie und Schwachsinn“ zu beschränken.

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Irle, G. Zur Problematik der sogenannten Pfropfschizophrenie. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift f. d. ges. Neurologie 201, 209–217 (1960). https://doi.org/10.1007/BF00353722

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