Zusammenfassung
Periodische Umdämmerungen in der Pubertät sind ein Syndrom, das bisher anscheinend nur bei männlichen Jugendlichen beschrieben worden ist. Wir berichten ausführlich über die klinische Beobachtung eines Mädchens, das in ziemlich regelmäßigen Abständen von wenigen Wochen siebenmal einige Tage umdämmert gewesen ist. Die hirnelektrischen Untersuchungen haben keinen Unterschied zwischen Dämmerzustand und Intervall erkennen lassen. Die periodischen Umdämmerungen sind als vorübergehende Manifestation einer hypophysär-diencephalen Insuffizienz anzusehen. Sie stehen den periodischen Schlafzuständen sehr nahe und scheinen wie diese eine günstige Prognose zu haben. Bei der Differentialdiagnose ist hauptsächlich an Dämmerzustände bei Epilepsie und Migräne sowie an narkoleptische Ausnahmezustände zu denken. Therapeutische Versuche haben bislang zu keinen überzeugenden Erfolgen geführt.
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Wenzel, U. Periodische Umdämmerungen in der Pubertät. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift f. d. ges. Neurologie 201, 133–150 (1960). https://doi.org/10.1007/BF00353717
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