Zusammenfassung
Unser waches Dasein ist nach Heidegger Umgang mit Begegnendem in Sorge um unsere Existenz, um unser Freisein für unsere Möglichkeiten. Die Stelle in unserem Körper, die mit dem uns Begegnenden umgeht, und die Stelle, die um ihr Freisein zu ihren Möglichkeiten in Sorge ist, ist ein und dieselbe. Sie liegt im Thalamus. Von dieser Stelle aus werden zugleich die geistigen Werkzeuge des Verstehens und die körperlichen des Umgehens in Gang gesetzt. In sie ist unser Ich zu lokalisieren. Sobald man sich über diese Lokalisation klar geworden ist, stellt sich heraus, daß das thalamo-cortico-thalamische Organ des Verstehens genau so gebaut ist, wie es gebaut sein muß, wenn es das Verstehen des Begegnenden ermöglichen soll, was im einzelnen dargetan wurde.
Die vorliegende Arbeit gibt keine neue „Hirnmythologie“. Sie würde das nur dann tun, wenn die psychologische Analyse, die ihr zugrunde liegt, mit „Seitenblicken auf das Gehirn“ durchgeführt worden wäre. Eben das aber wurde streng vermieden, wäre dadurch doch die Analyse verfälscht worden. Daseinsanalyse ist eine vollkommen selbständige der Mathematik analoge Wissenschaft. Ihre Ergebnisse sind „vor aller Erfahrung“ gültig, also auch vor aller Biologie und Neurologie. Ihre Anwendung auf die biologischen Wissenschaften stellt diese aber auf eine saubere Grundlage und ist geeignet, viele den Fortschritt aufhaltende Scheinprobleme zum Verschwinden zu bringen.
Literatur
Küppers, E.: Über den Ursprung und die Bahnen der Willensimpulse. Z. Neur. 83, 274 (1923).
: Der Weg zur Lokaldiagnose der Geisteskrankheiten. Klinische Wochenschrift 12, 1009 (1933).
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Küppers, E. Der Existenzbegriff und die Neurologie. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift Neurologie 184, 172–200 (1950). https://doi.org/10.1007/BF00353575
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF00353575