Zusammenfassung
Die Auswertung eines Materials von 55, einer Durchschnittsbevölkerung nahekommenden Fällen „reiner“, nicht durch organische Affektionen komplizierter psychopathischer und psychoreaktiver Syndrome ergibt, daß der eingangs definierte, in Anlehnung an Davidoff u. Dyke auf Grund der an einem großen psychiatrischneurologischen Krankengut gewonnenen Erfahrungen aufgestellte encephalographische Bewertungsmaßstab imstande ist, pathologische und normale Befunde an den einzelnen Liquorraumabschnitten mit hinreichender Sicherheit abzugrenzen. Es bestätigt sich, daß Hirnoberfläehenbefunde mit einer Furchenbreite von 2–2,9 mm, die im „Normal-Material“ in 40% vorkommen, noch nicht als pathologisch gewertet werden dürfen; ferner, daß an den Seitenventrikeln „mäßige Formveränderungen“ und am 3. Ventrikel Erweiterungen mit einem Transversaldurchmesser zwischen 6 und 7,9 mm, die in 14,5 bzw. 23,6% beobachtet werden, für gewöhnlich als noch nicht sicher pathologische Grenzbefunde zu werten sind. Auf geschlechtsspezifische Unterschiede an Hirnrinde und Hirnkammern, die Bedeutung des Lebensalters und einer konstitutionell abnorm kleinen Kapazität der Liquorräume wird hingewiesen.
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Huber, G. Das Pneumencephalogramm bei Psychopathien und psychoreaktiven Störungen. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift f. d. ges. Neurologie 202, 234–243 (1961). https://doi.org/10.1007/BF00352820
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