Zusammenfassung
Neuere psychologische Untersuchungen (Düker, Traxel) haben ergeben, daß die eidetischen Anschauungsbilder keine besondere Kategorie psychischer Erscheinungen darstellen. Der Anspruch der Eidetik, als psychologische Lehre einen eigenständigen Bereich psychischer Phänomene zu behandeln, erscheint nicht mehr gerechtfertigt. Die sogenannten eidetischen Trugwahrnehmungen müssen unter verändertem Aspekt neu interpretiert werden. Sie lassen sich anderen herkömmlichen Kategorien der Psychologie und Psychopathologie zuordnen, wobei als Bedingungsfaktoren ihrer Entstehung Emotion, Suggestion und Aktualisierung früherer Ich-Zustände (Regression) besonders hervorzuheben sind.
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Völkel, H. Zur Problematik der sogenannten eidetischen Trugwahrnehmungen. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift f. d. ges. Neurologie 204, 562–571 (1963). https://doi.org/10.1007/BF00352710
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