Skip to main content
Log in

„Psychische Gregenregulation“ dargestellt am Verlaufe von Elektroschockbehandlungen

  • Published:
Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Die Grundstimmung wird in Abhängigkeit vegetativ-physiologischer Vorgänge untersucht und das Phänomen der sogenannten „Nach-schwankungen“ bei (mit Elektroschock behandelten) psychotischen Kranken auf seine physiologischen und psychologischen Bedingungen geprüft. Die physische Seite wurde unter dem Gesichtspunkt der Funktionstheorie des vegetativen Systems von Selbach betrachtet. Die psychische Seite wurde durch das von Conrad gezeigte Prinzip der Entwickelbarkeit psychischer Phänomene beleuchtet.

Im Gange der Analyse wurde der Begriff der „psychischen Gegenregulation“ eingeführt. Darunter verstehen wir im Rahmen der Funktionen psychischer Systeme (des ganzen, gegebenenfalls aber auch nur eines Teil-Systems) die Wirkungsumkehr psychischer Kräfte mit der Tendenz zur Wiederherstellung der optimalen Zentrierung des Systems. Die Stimmung war der „Indikator“ für die vorher mangelhafte oder fehlende, nach dem Elektroschock (ES) sich aber wieder einspielende psychische Gegenregulationsfunktion: Ihre Umfärbung zeigte mit Sicherheit eine Änderung der psycho-physischen Struktur an. Die Teil-bestimmtheiten im Gesamtgefüge, denen das funktionale Übergewicht bei der Umfärbung der Stimmung zukommt, wurden herausgearbeitet. Die Gerichtetheit und die Lage des Schwerpunktes erwiesen sich als besonders wichtig.

Bedingung für die Änderung der Grundstimmung war die Spannungserhöhung im psychischen System. Durch einen Eingriff (ES) an einem Ort (Hypothalamus) treten sowohl im physischen als auch im psychischen Bereich Spannungsänderungen auf. Mithin sind diese energetischen Zustandsänderungen gemeinsamer Ausdruck für das gleiche Geschehen. Physische und psychische Gegenregulation verlaufen vermutlich nach formal gleicher Gesetzmäßigkeit ab.

Die Gruppe der Psychosen, bei der die psychische Gegenregulation trotz der „Anstoßwirkung“ (ES) fehlte, war die Gruppe der Ungeheilten oder Defekten. Die andere Gruppe, bei der die psychische Gegenregulation vermißt wurde, bestand aus leichten Psychosen. Weitaus die Mehrzahl der Kranken, bei denen eine psychische Gegenregulation festgestellt wurde, heilte aus. Die Untersuchungsergebnisse von 76 Patientinnen (auslesefrei) wurden verwertet.

In Ermangelung quantitativ-physiologischer Methoden wird die psychische Gegenregulation als ein theoretisch und praktisch wichtiger qualitativ-psychologischerIndikator“ angesehen, der uns Einblick in die psychophysischen Prozesse bei Psychosen gibt und das therapeutische Handeln leiten sollte.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Additional information

Erweiterung einer Herrn Professor Dr. Villinger 1947 zum 60. Geburtstag gewidmeten Arbeit gleichen Titels.

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Cite this article

Ploog, D. „Psychische Gregenregulation“ dargestellt am Verlaufe von Elektroschockbehandlungen. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift Neurologie 183, 617–663 (1950). https://doi.org/10.1007/BF00352701

Download citation

  • Received:

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF00352701

Navigation