Zusammenfassung
Durch Flächenbestimmungen wird bei Hund und Katze das Verhältnis der Molekularschicht (Lamina I) zu den Zellschichten im Verlauf der Rindenwindungen bestimmt. Ausgangspunkt ist hierbei die Frage nach der Bedeutung der charakteristischen Dickenänderungen der Schichten im Windungsverlauf.
Das Schichtenverhältnis verschiebt sich auch bei extremen Krümmungen der Rinde wenig; berechnet man die theoretischen Verschiebungen, die es erleiden würde, wenn die Schichten immer gleich dick blieben, so wird im Windungstal diese theoretische Verschiebung durch tatsächliche Dickenänderungen zu 92% kompensiert. Eine häufig vorhandene Erweiterung der Sulcus an seiner tiefsten Stelle trägt wesentlich zur Normalisierung des Schichtenverhältnisses bei.
Demnach scheint die Erhaltung des normalen Verhältnisses zwischen Molekular- und Zellschichten von biologischer Bedeutung zu sein; die Molekularschicht ist als funktionell hochwertiger Rindenanteil aufzufassen.
Eine physiologische Gliavermehrung der Molekularschicht im Sulcus wird beschrieben und die histochemischen, phylo- und ontogenetischen Besonderheiten der Schicht zusammengestellt.
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Friede, R. Über die Molekularschicht (Lam. I) des Cortex und ihr Verhältnis zu den Zellschichten. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift Neurologie 193, 1–10 (1955). https://doi.org/10.1007/BF00352631
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