Zusammenfassung
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1.
Schon frühere Forscher (Heincke, Stoss) haben nach morphologischen und entwicklungsgeschichtlichen Beobachtungen die schmelzartige Schicht der Schlundzähne von Cyprinoiden als eine modifizierte Außenlage des Dentins angesprochen.
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2.
Solche Auffassung wird bestätigt und vertieft durch die polarisationsoptische Untersuchung gewöhnlicher, entkalkter und ausgekochter (des Kollagens beraubter) Schliffe. Sie ergibt, daß in der Außenlage des Dentins das Kollagen geschwunden und die Einlagerung von Kalk vermehrt ist.
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3.
Im einzelnen vollziehen sich diese Vorgänge folgendermaßen: Die oberflächliche Lage des Dentins enthält ursprünglich von Korffsche, d. h. radial ausstrahlende kollagene Fasern. Wie auch sonst im Dentin ist der Kalk so eingelagert, daß die negativ einachsigen Kristallite des Hydroxylapatits mit ihrem längeren Durchmesser (= optischer Achse) dem Verlauf der kollagenen Fasern folgen. Da aber die positive Doppelbrechung des Kollagens stärker ist als die negative des Kalkes, so wirkt die von KorffSche Schicht positiv in bezug auf den Verlauf der Fasern. Nun wird das Kollagen allmählich im äußeren Teil der von Korffschen Schicht abgebaut und zugleich weiterer Kalk, orientiert nach dem bereits vorhandenen, eingelagert. Der Schwund der kollagenen Fasern läßt sich durch Entkalkung der Außenlage erweisen: nur die Tomesschen Fasern der Odontoblasten bleiben übrig. Nach dem Abbau der kollagenen Fasern wirkt die Außenlage negativ in bezug auf die Flächennormale. Die gegenüber dem Rest der von Korffschen Schicht verstärkte Einlagerung von Kalk in die Außenlage läßt sich an ihrer gesteigerten Doppelbrechung in ausgekochten Schliffen erkennen. Da das entfernte Kollagen aber räumlich nicht ganz durch die nachträgliche Einlagerung von Kalk ersetzt wird, so verbleiben in dem Kalk der Außenlage feine Poren. Diese bedingen, gaserfüllt, die bräunliche Färbung der Außenlage im durchfallenden, die weiße im auffallenden Licht und ferner positive Formdoppelbrechung, welche die Eigendoppelbrechung des Kalkes in der Außenlage überkompensieren kann. Es hängt daher von der Brechzahl der Masse in den Poren ab, ob die Außenlage positiv oder negativ wirkt (Erfüllung mit Luft positiv, mit Balsam negativ). So hat die Außenlage eine Beschaffenheit erreicht, die der echten Schmelzes sehr ähnlich ist sowohl hinsichtlich des geringen Gehaltes an organischer Substanz als auch im Hinblick auf die Orientierung der Kalkkristallite. Und wie echter Schmelz wird auch die Außenlage im Beginn der Entkalkung stark positiv doppelbrechend durch Vergrößerung der intermicellaren Räume. Da die Ganoblasten nach den Angaben von Stoss bei Cyprinus auf frühen Stadien der Entwicklung rückgebildet werden, ist es unwahrscheinlich, daß die Umwandlung der oberflächlichen Dentinanteile in die Außenlage unter dem Einfluß der Schmelzbildungszellen sich vollzieht; vielmehr sprechen mancherlei Gründe dafür, daß die Veränderungen von den Tomesschen Fasern der Odontoblasten ausgehen.
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Schmidt, W.J. Polarisationsoptische Untersuchung schmelzartiger Aussenschichten des Zahnbeins von Fischen. Z. f. Zellforschung u. mikr. Anatomie. 28, 761–783 (1938). https://doi.org/10.1007/BF00352588
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