Die Bedeutung der selektiven Angio- und Bronchographie für die Beurteilung der Silikose

Zusammenfassung

Die aufgeführten bronchographischen und angiographischen Untersuchungsergebnisse vermitteln einen Einblick in die mannigfaltigen Veränderungen am Bronchial- und Gefäßsystem bei der Silikose. Ganz allgemein läßt sich sagen, daß die morphologischen Veränderungen im Bereiche der Luft- und Blutwege nach Art, Häufigkeit und Ausdehnung mit der Schwere der Silikose und ihrer Begleiterscheinungen zunehmen. Wir waren bei unseren Untersuchungen immer wieder überrascht, welche schwerwiegenden morphologischen und funktionellen Störungen im Luftröhren- und Blutgefäßsystem der Lungen sich hinter einem großen silikotischen Schwielenschatten auf dem Thoraxbild oder der Schichtaufnahme verbergen können. Bei dem großen diagnostischen und therapeutischen Interesse, das die primären und sekundären, durch eine Staubeinwirkung verursachten Bronchial- und Gefäßveränderungen beanspruchen, müssen die selektive Angiographie und Bronchographie als wertvolle zusätzliche diagnostische Hilfsmittel angesehen werden. Manche Diskrepanz zwischen klinischem und sonst üblichem Röntgenbefund kann durch ihre Anwendung aufgeklärt werden. Unter klarer Indikationsstellung sind somit die gezielte Broncho- und Angiographie eine wertvolle Ergänzung in der Reihe klinischer, röntgenologischer und funktioneller Untersuchungsmethoden, indem sie allein oft den Nachweis schwerwiegender Komplikationen verschiedener Stadien und Formen der Silikose erbringen.

Besonders aber eröffnen diese neueren Untersuchungsmethoden dem Kliniker die Morphologie der Hauptstrombahnen von Blut und Atemluft und damit auch wertvolle Rückschlüsse auf die komplexen pathophysiologischen Wechselbeziehungen zwischen Atmung und Kreislauf. Nicht nur die Störungen der Ventilation und Zirkulation mit der Verschlechterung der normalen Luft-Blutverteilung, sondern auch die hämodynamischen Rückwirkungen des silikosebedingten Emphysems einschließlich des Cor pulmonale chronicum erfahren durch diese Befunde eine weitere Stütze und ergänzen unsere Funktionsdiagnostik zur Bestimmung der Leistungsfähigkeit des kardio-pulmonalen Systems in sehr anschaulicher Weise.