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Die Epilepsie im Rorschachschen Formdeutversuch

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Zusammenfassung

  1. 1.

    Der genuinen Epilepsie entspricht kein einheitlicher Rorschach-Befund. Es zeigen sich vielmehr erhebliche Unterschiede, die weder zum Grade der epileptischen Demenz noch zur epileptischen Wesensänderung in deutlicher Beziehung stehen.

  2. 2.

    Statt „der“ Perseveration muß man in den Rorschach-Protokollen der Anfallskranken zwischen den 2 Gruppen der konkretisierend-konfabulierenden Ausschmückung eines Grundthemas und dem starren Wiederholen, („Wiederkäuen“) einer Antwort unterscheiden. Im ersteren Falle scheint eine anhaltende tiefere Gefühlsbewegung zugrunde zu liegen, im 2. Falle handelt es sich um ein Ausweichen vor der Deutungsaufgabe (Bovet). Die beiden Verhaltensweisen können nicht auf verschiedene Formen der Epilepsie — genuine, symptomatische usw. — bezogen werden, entsprechen jedoch weitgehend dem Ausdrucksverhalten und den sozialen Fähigkeiten der Kranken. Zahlreiche weitere unterscheidende Rorschach-Symptome fallen mit den 2 Perseverationsformen meist so eindeutig zusammen, daß 2 charakteristische Grundtypen von Epileptikern im Formdeutungsversuch hervortreten.

  3. 3.

    Wesensveränderte Kranke finden sich etwa gleich häufig unter den beiden Grundtypen. Im praktischen Leben versagen die zu konfabulierend-konkretisierender Perseveration neigenden Epileptiker früh, selbst wenn einzelne Intelligenzfaktoren wie z. B. das Formprozent noch auf guter Höhe liegen. Die Ergebnisse der Untersuchungen mit dem Formdeutversuch weisen darauf hin, daß Störungen der Affektivität in vielen Fällen den mangelhaften Intelligenzleistungen zugrunde liegen.

  4. 4.

    Der Grad der epileptischen Demenz ist im Rorschach-Versuch nicht eindeutig erfaßbar; mit wachsender Demenz findet sich zwar durchschnittlich Abnahme des F + % und Zunahme von B- und Farbantworten, Hell-Dunkel-Dautungen, Sukzessionslockerung und Perseverieren. Doch variieren diese Werte innerhalb sehr weiter Grenzen. Demente Epileptiker geben oft sehr reichhaltige Rorschach-Befunde mit häufigen B-Deutungen, die allerdings oft konfabuliert sind.

  5. 5.

    Die beiden Gruppen der Rorschach-Befunde zeigen Beziehungen zur Umweltanpassung der Kranken. Inhaltlich und formal dürftige Befunde mit starrer Wiederholung finden sich häufiger bei Kranken mit guter sozialer Einordnung. Konfabulierende scheinbar reichhaltige Befunde sind oft mit sozialem Versagen verbunden.

  6. 6.

    Epileptiker, die nach schweren Hirnläsionen traumatischer oder entzündlicher Genese erkrankt sind, zeigen im Rorschach-Versuch, gegenüber Kranken mit genuiner Epilepsie, keine grundlegenden Unterschiede. Starres Perseverieren (= einfaches Wiederholen ein und derselben Antwort) finden wir im Gegensatz zu Stauder häufiger bei symptomatischen als bei genuinen Epileptikern.

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Ruth, von Brunn, W.L. Die Epilepsie im Rorschachschen Formdeutversuch. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift Neurologie 184, 545–578 (1950). https://doi.org/10.1007/BF00344937

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