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Zusammenfassung

Zur Klärung der für die Entstehung einer prosop-agnostischen Störung ursächlichen Faktoren wurden Kranke mit Läsionen im peripheren Anteil des optischen Systems und Gesunde unter dem Pathologischen angeglichenen Bedingungen untersucht. Die wichtigsten Ergebnisse sind folgende:

Die Prosop-Agnosie hängt von Perzeptionsstörungen mit erheblichen qualitativen und quantitativen Gesichtsfelddefekten ab.

Die Größe des Perimeter-Gesichtsfeldes ist für die Beurteilung der effektiven Sehleistung nicht ausreichend; nur die den optischen Funktionswandel berücksichtigenden quantitativen Funktionsprüfungen — z. B. die von uns angewandte Methode der Lokaladaptation nach Cibis — geben mittels Messung des pathologischen Funktionswandels der einzelnen Stellen des gesamten Sehfeldes Aufschluß über Grad und Ausmaß der Funktionsminderung bzw. der noch erhaltenen Funktionstüchtigkeit. — Prosop-Agnosie fand sich sowohl bei Kranken mit relativ großem, aber durch starken pathologischen Funktionswandel beeinträchtigtem Gesichtsfeld als auch bei Kranken mit kleinem, aber vollständig oder fast normal funktionstüchtigem Restgesichtsfeld.

Erlaubt eine räumlich und qualitative erheblich geminderte Sehleistung nur eng begrenzte Gesicht-Details wahrzunehmen, so ist das Physiognomie-Erkennen aufgehoben, da die Physiognomie als ein Ausdrucksphänomen qualitativ mehr ist als die Summe anatomischer Einzelteile eines Gesichtes; infolgedessen kann bei Addition sukzessiv gesehener Einzelheiten der nur aus dem komplexen Gesamt des Gesichtes sprechende Ausdruck nicht erfaßt, d. h. die Physiognomie nicht integriert werden.

Individuell eigentümliche, aber nicht zur Physiognomie gehörige Merkmale ermöglichen — je nach Intelligenz des Kranken — bei sonst prosop-agnostischem Verhalten das Erkennen von Gesichtern (nicht von Physiognomien im eigentlichen Sinne).

Nach unserer Auffassung der Prosop-Agnosie als einer Störung des Physiognomie-Erkennens auf Grund der aus einer Perzeptionsstörung resultierenden Unfähigkeit zur Simultan-Wahrnehmung eines Gesichtes ist die Annahme einer besonderen, speziell auf das Physiognomie-Sehen und -Erkennen gerichteten, genetisch frühesten gnostischen Funktion im optischen System (Bodamer) nicht erforderlich.

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Stollreiter-Butzon, L. Zur Frage der Prosop-Agnosie. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift Neurologie 184, 1–27 (1950). https://doi.org/10.1007/BF00344750

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