Über die Feinstruktur besonderer Einrichtungen in markhaltigen Nervenfasern des Kleinhirns der Ratte

Zusammenfassung

An markhaltigen Nervenfasern im Stratum granulosum des Kleinhirns der Ratte wurden nach Perfusionsfixierung mit Glutaraldehyd und Araldite-Einbettung mit dem Elektronenmikroskop folgende Befunde erhoben:

• 1. Das Axolemm der Fasern zeigt an zahlreichen Stellen tubuläre oder alveoläre Einsenkungen, die von fingerartigen Protoplasmaausstülpungen der umhüllenden Oligodendrozytenausläufer ausgefüllt sind. Die Axoplasmamembran ist infolge des stärkeren Kontrastes von der ihr anliegenden Oligodendrozytenmembran deutlich zu trennen.

• 2. Das agranuläre axoplasmatische Retikulum läßt direkte Verbindungen zu dem das Axon umgebenden Interzellularspalt erkennen. Neurotubuli können als eine besondere Differenzierung des Raumnetzes aufgefaßt werden. Ihre Oberfläche zeigt eine feine Querstreifung.

• 3. In Axonen der größeren Fasern treten, eingebaut in das agranuläre Retikulum, Pakete parallelisiert gelagerter, 400–800 Å weiter Tubuli auf. Diese tragen auf ihrer Membranoberfläche 80–100 Å große Granula oder Zapfen (Typ A). Bei einer anderen Form (Typ B) erscheinen die Granula zu Ringen zusammengeschmolzen, die dann in dichter Folge die Tubuli umgeben.

• 4. Im Bereich der Ranvier-Knoten liegen im Interzellularspalt zwischen den Zungen der Oligodendrozyten und dem Axolemm kontrastreiche, 100 Å dicke, ringförmig um den Achsenzylinder angeordnete Strukturen. Diese sind in Abständen von 100–120 Å hintereinander aufgereiht. Sie üben möglicherweise die Funktion eines Haftapparates und einer Diffusionsbarriere aus.

• 5. Ranvier-Knoten der Moosfasern zeigen Axoplasmaausstülpungen mit typischen präsynaptischen Formationen, die mit Dendriten der Körnerzellen synaptische Verbindungen eingehen.

Die mutmaßliche funktionelle Bedeutung der morphologischen Befunde wird kurz diskutiert.