Symptomhäufigkeiten bei psychiatrischen Erkrankungen

Summary

The present state of 454 consecutive psychiatric admissions was rated with two rating scales: the IMPS (Inpatient Multidimensional Psychiatric Scale) by Lorr, Klett, McNair, and Lasky) and the psychopathological scales of the AMP-documentation system (Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie). The average percentages of the items were compared for 6 diagnostic groups (organic psychoses, schizophrenia and schizophrenia-like psychoses, depressions, manic states, neuroses as well as personality disorders, and non-psychotic organic states). The most conspicuous result was the overlapping of symptoms between all diagostic groups, which made it impossible to differentiate between them on the basis of symptoms alone. We compared equivalent items of both scales and found that for the same patients the percentages of the AMP items were consistently lower than those of the IMPS items. Judging from our work, the reason for this result lies in the technical structure of the AMP scale. Thus, in our opinion, even equivalent items from different scales cannot be compared directly in frequency but only in their respective rank order. Because of factors of selection-interviewer behaviour and the structure of the rating scale—it would not be meaningful if we gave norms (absolute or in percentages) for psychopathological symptoms. It is meaningful, however, to compare the results of different psychiatric rating scales on the basis of rank order.

Zusammenfassung

Der Aufnahmebefund von 454 psychiatrischen Patienten wurde mit zwei psychopathologischen Schätzskalen, der Inpatient Multidimensional Psychiatrie Scale (IMPS) von Lorr, Klett, McNair und Lasky und den Bögen für den psychischen Befund aus dem AMP-Dokumentationssystem, festgehalten. Für 6 größere diagnostische Gruppen (organische Psychosen, Schizophrenie u. ä., Depressionen, Manien, Neurosen u.ä., organische Wesensänderungen) wurden die durchschnittlichen Prozenthäufigkeiten pro Item vergleichend gegenübergestellt. Auffällig bei den Ergebnissen war die große Symptomüberschneidung zwischen den einzelnen Diagnosen, die eine differentialdiagnostische Trennung auf Grund nur von Prozenthäufigkeiten nicht ermöglichte. — Bei einer Gegenüberstellung sinngemäß gleicher Items aus beiden Skalen zeigte sich, daß bei den gleichen Patienten die Prozentzahlen für die AMP-Items meist niedriger lagen als für die entsprechenden IMPS-Items. Die Ursachen hierfür können auf die technische Anordnung der AMP-Skalen zurückgeführt werden. In der Diskussion wird ausgeführt, daß auch gleichlautende, aus verschiedenen Skalen stammende Items nicht direkt, sondern nur in ihrer Rangordnung miteinander verglichen werden sollten. Auf Grund zahlreicher Selektionsfaktoren bei der Erhebung psychopathologischer Daten, auf Grund des Untersucherverhaltens und der Skaleneigentümlichkeiten erscheint die Angabe von Normwerten (ob absolut oder prozentual) wenig sinnvoll; ein Vergleich mehrerer Skalenuntersuchungen auf der Grundlage von Rangordnungen dürfte dagegen für psychiatrische Fragestellungen angepaßter sein.