Zusammenfassung
Im Natternhemd von Python reticulatus Gray (vor allem untersucht wurden die medianen Schuppen, „Schienen“, der Bauchseite) ließen sich mit dem Polarisationsmikroskop kristalline Einlagerungen nachweisen die 4 verschiedenen Stoffgruppen angehören und sich in bestimmten Lagen des abgeworfenen Stratum corneum finden:
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1.
Ansehnliche Mengen fettartiger Substanzen (in Lipoidsolventien wie Xylol, Pyridin löslich, durch Kochen in Kalilauge verseifbar, bei niedriger Temperatur schmelzend und beim Wiedererkalten in Rosetten auskristallisierend) und zwar a) als Fettsternchen (s. S. 767), Sphäritenscheiben mit schwachem negativen Polarisationskreuz in Aufsicht, b) als Fettblättchen (s. S. 769), c) als Fettfladen (s. S. 770), alle in der lockeren Hornschicht der Schienenoberfläche gelegen. In den Fettsternchen sind die positiven Molekeln mit ihrer Länge annähernd senkrecht zur Oberfläche der Hornschicht orientiert und erscheinen daher am Querschnitt als Horizontalstreifen von gegensätzlichem Vorzeichen wie das umgebende Horn. Mit Ausnahme der Fettfladen dürften die genannten Fettgebilde interzellular liegen.
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2.
Positive Sphäritenscheiben, deren chemische Natur sich nicht klären ließ, in der festen Hornschicht der Schienenaußenseite; an deren Querschnitt erscheinen sie als stäbige Gebilde parallel der Hornschichtung von gleichem Vorzeichen wie diese, aber von stärkerer Doppelbrechung. Auf der Innenseite des freien Randes der Schiene folgt die Anordnung dieser Sphäritenscheiben den Zellgrenzen. Das Material der positiven Sphäritenscheiben ist in Wasser und Lipoidsolventien nicht löslich, wohl aber in Salpetersäure bei Zimmertemperatur, in Schwefelsäure und in Salzsäure erst beim Erwärmen. Kalilauge greift die positiven Sphäritenscheiben nicht an.
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3.
Purinartige Stoffe, vor allem in der Hornmembran des Schuppenwinkels als netzartige Anordnung sehr stark doppelbrechender, meist allotriomorph begrenzter Kristalle oft von gestreckter Form, weiter in der lockeren Hornschicht als kleine elliptisch umrissene Körnchen von einheitlicher Auslöschung, manchmal aber auch als Kügelchen mit negativem Polarisationskreuz, leicht löslich in konzentrierter Schwefelsäure. Die Polarisationsoptik läßt Harnsäure vermuten, jedoch war eine typische Murexidreaktion nicht zu erhalten.
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4.
Gestreckte Blättchen von schwacher Doppelbrechung, meist von negativem Vorzeichen zur Länge, vereinzelt oder in Anhäufungen in der lockeren Hornschicht. Manchmal finden sich in ihrer Umgebung nadeiförmige Kristalle von negativem Vorzeichen zur Länge.
Literatur
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Schmidt, W.J. Kristalline Einlagerungen im Natternhemd von Python reticulatus Gray. Zeitschrift für Zellforschung 50, 766–783 (1959). https://doi.org/10.1007/BF00342365
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF00342365