Klinisch wichtige Laboratoriumsbefunde bei der idiopathischen Schizophrenie

Zusammenfassung

Wenn man die Körperflüssigkeiten echt idiopathischer, aktiver, körpergesunder Schizophrener unter rigorosen klinischen und laboratoriumstechnischen Standardbedingungen untersucht, so erhält man Befunde, die zwar für die Gruppe der idiopathischen Schizophrenien nicht spezifisch, aber doch typisch und charakteristisch genug sind, um die klinische Diagnose zu sichern.

Diese Befunde sind:

• 1. Urin. Giftigkeit gegenüber Mikro- und Makroorganismen und, außer bei sehr akuten Fällen, eine positive Glyoxylic acid Reaktion (GAR).

• 2. Serum. Eine leichte Erhöhung der γ-Globuline.

• 3. Liquor. Eine leichte Erhöhung des Gesamteiweißes, vor allem infolge einer Vermehrung der γ-Globuline, und eine leichte Zunahme der Zellen.

Abwesenheit dieser Befunde oder pathologische Ergebnisse, die im Serum und Liquor weit über die verhältnismäßig geringen Störungen der Eiweißfraktionen hinausgehen, sprechen gegen eine idiopathische Schizophrenie, und Diagnose und Behandlung sollten unter solchen Umständen noch einmal überprüft werden. Nicht so häufige, aber doch interessante Befunde und differential-diagnostisch wichtige Abweichungen in den drei Körperflüssigkeiten werden besprochen.

Da die im Urin Schizophrener vorhandenen pathologischen Befunde oft auch bei allgemeinen Körpererkrankungen und organischen Krankheiten des CNS. vorhanden sind, so wird die Erhöhung der γ-Globuline im Serum und Liquor als der für die Schizophrenie charakteristischste typische Befund angesehen. Die Erkenntnis der Pathogenese dieser Veränderung sollte uns der Ätiologie (den Ätiologien?) der idiopathischen Schizophrenie näher bringen. Die folgenden Hypothesen werden im Zusammenhang mit der in Frage kommenden Literatur erläutert:

• 1. Die Störung ist eine Folge der schizoiden Konstitution. Dies ist recht unwahrscheinlich, da schizoide „Normale“, Neurotiker und Psychopathen, wenn sie körpergesund sind, normale Eiweißverhältnisse haben (auch die Urine sind nicht toxisch und die GAR. ist negativ).

• 2. Die Störung ist eine Folge der Lokalisation des schizophrenen Prozesses in cerebralen stoffwechsel-regulierenden Systemen. Dies ist eher möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich, da bei grob organischen Psychosen sehr häufig anatomisch nachweisbare Hirnveränderungen in den entsprechenden Regionen vorhanden sind, ohne daß die charakteristische γ-Globulinvermehrung häufig genug gefunden wird, um diese Hypothese zu stützen.

• 3. Die Störung ist eine Folge des cerebralen schizophrenen Prozesses an sich. Dieses Problem ist vorläufig nicht einmal diskutabel, da die Art des Prozesses ungeklärt ist.

• 4. Die Erhöhung der γ-Globuline in Serum und Liquor ist der Ausdruck einer vermehrten Immunkörperbildung. Dies erscheint als die zur Zeit am wenigsten unwahrscheinliche Hypothese, und Versuche sind. im Gange, sie zu klären (wobei zu hoffen ist, daß das Vorhandensein eines erhöhten γ-Globulinspiegels bei einer Reihe idiopathischer Epilepsien verständlich werden wird).