Zusammenfassung
Nach der näheren Begriffsbestimmung und nach dem Eingehen auf die bisherige Literatur wurde das Ergebnis von Untersuchungen an 33 schizophrenen Patienten mit ausgesprochenem Antriebsdefekt vorgelegt. Bei diesen Kranken wurden mit einem differenzierten Fragesystem, mit experimental-psychologischen Methoden, ergänzt durch Beobachtungsprotokolle, die einzelnen Bereiche untersucht, in denen der Antrieb vorwiegend seinen Niederschlag findet.
Bei der Untersuchung der Psychomotorik stand eine Rhythmusstörung im Vordergrund, die in dieser Eindringlichkeit bei analogen Studien bei hirnorganisch Erkrankten nicht gesehen wurde. Weiter fanden sich Abweichungen im Bereich des Antriebsniveaus im Sinne einer Tempo- und Intensitätsänderung und drittens war die Antriebsverteilung als solche im Sinne eines unökonomischen Verhaltens gestört.
Bei der Prüfung der sensorischen Leistungen waren die Empfindungsreaktionen reduziert, das Wahrnehmungsvermögen war als solches intakt, doch schienen die Wahrnehmungen an plastischer Frische verloren zu haben. Dieses ließ sich auch im Rahmen der Farbwahl nach Pfister belegen.
Die assoziativen Leistungen ließen eine schon früher von Störring beobachtete Dissoziation erkennen. Das sach- und gegenstandsgebundene Denken war nicht gestört. Dagegen setzte eine Auflockerung der Vorstellungsabläufe ein, sowie das Denken auf das Personale und Wertende eingestellt war.
Im Zusammenhang mit der Beeinträchtigung des wertenden Denkens mußte auch die Entscheidungsschwäche, die über eine Ambivalenz zur Standpunktlosigkeit bis auf das Niveau eines unbeteiligten Verharrens heruntersank, bei diesen Kranken konstatiert werden.
Die vital zentrierten Triebe wurden fast stufenförmig abgebaut. Zunächst erfolgte eine Einschränkung der Bewegungstriebe, dann setzte eine Verschiebung in der Schlaf-Wachsteuerung ein, die Gefahrenschutztriebe verkümmerten, die Sexualtriebe ließen nach, während der Nahrungstrieb am geringsten betroffen wurde. Der polare Charakter der Triebe ging verloren.
Sehr früh abgebaut wurden die komplexer strukturierten Strebungen religiöser, ethischer und ästhetischer Art.
Die prämorbide Persönlichkeit schien für die Ausformung des Defektes mitbestimmend zu sein.
An Hand des spezifischen Charakters des schizophrenen Defektes wurden vergleichende psychopathologische Betrachtungen zur Struktur hirnorganischer Antriebsstörungen, insbesondere der frontalen und diencephalen Antriebsschwäche, angestellt.
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Nach einem Vortrag auf der Tagung der Gesellschaft Nord- u. Nordwestdeutscher Neurologen und Psychiater in Kiel am 22./23. 4. 1961.
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Klages, W., Behrends, K. Zur Struktur der schizophrenen Antriebsstörung. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift f. d. ges. Neurologie 202, 504–512 (1961). https://doi.org/10.1007/BF00342111
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