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Vergleichende psychiatrische Untersuchungen bei verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Westjava

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Zusammenfassung

Bei einer vergleichenden Untersuchung an 685 psychiatrischen Kranken aus verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Westjava fanden sich die gleichen Krankheitsbilder, die in Mitteleuropa geläufig sind. Unterschiede der Verteilung und Ausprägung in den einzelnen Gruppen lassen sich zum Teil aus sozio-ökonomischen Ursachen erklären, so das Überwiegen akut-erregter Bilder bei Patienten aus der sundanesischen Landbevölkerung und das Vorherrschen chronischer, symptomarmer Zustände bei Patienten aus dem chinesischen Bevölkerungsteil. Für die Ausgestaltung der Symptomatologie erwiesen sich vor allem soziokulturelle Faktoren als bedeutsam. Erlebnisse aus der Sphäre der Religion (besonders Berufung und Offenbarung), der Magie und Politik haben ihren Schwerpunkt in der unteren Schicht der sundanesischen Stadtbevölkerung. Bei den Chinesen treten diese Erlebniskreise zurück und haben als Themen Verfolgung, hypochondrische Befürchtungen und Besitz besonderes Gewicht. Schuld- und Versündigungsideen sind bei allen Gruppen auffällig selten; Schulddepressionen (Weitbrecht) wurden nicht beobachtet. Aggressionen scheinen bei Patienten häufiger zu sein, die einer Subkultur entstammen, welche aggressives Verhalten sanktioniert.

Andere Besonderheiten sind einer eindeutigen Erklärung noch nicht zugänglich. Hierzu gehört die Seltenheit paranoider Krankheitsbilder, die lediglich in der gehobenen städtischen Schicht und im höheren Lebensalter öfter und ausgeprägter vorkommen. Ebenso findet sich depressive Stimmungslage häufiger in der gehobenen als in der unteren Schicht, die weit mehr zu euphorischer Stimmungslage neigt. Bei den Wahninhalten überwiegen unter den sundanesischen Patienten solche, die mit einer Steigerung des Ich-Gefühls einhergehen, während unter den Chinesen Wahnvorstellungen häufiger auftreten, die mit dem Gefühl der Schwächung und Gefährdung verbunden sind. Es liegt nahe, auch hierbei an eine Auswirkung sozio-kultureller Faktoren zu denken, wobei die besondere ethnische Situation des chinesischen Bevölkerungsteiles eine Rolle spielen wird.

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Pfeiffer, W.M. Vergleichende psychiatrische Untersuchungen bei verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Westjava. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift f. d. ges. Neurologie 204, 404–414 (1963). https://doi.org/10.1007/BF00341610

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