Zusammenfassung
Im Anschluß an eine orale Poliomyelitisschutzimpfung mit Typ I (Sabin) untersuchten wir Blut and Liquor von 26 erwachsen en Impflingen und 17 Kontaktpersonen. Unsere Probanden waren neurologisch und psychiatrisch Kranke.
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1.
Die KBR war in der Gruppe der Geimpften im Blut häufiger positiv als bei Kontaktpersonen, während sie im Liquor beider Gruppen etwa gleich häufig positiv ausfiel. Sowohl im Blut wie im Liquor überwogen komplementbindende Antikörper gegen Typ I.
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2.
Neutralisierende Antikörper wurden im Blut fast aller Probanden nachgewiesen. Während hier Typ I und III etwa gleich häufig vertreten war, überwog Typ III im Liquor, wo derartige Antikörper insgesamt weniger häufig waren, deutlich. Auf Grund von Kontrollergebnissen war ein Titeranstieg gegen Typ III nach Impfung mit Typ I sichtbar.
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3.
Ein Virusnachweis aus dem Liquor mittels Anzüchtungsversuch gelang in keinem Fall.
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4.
Die unspezifischen Liquorbefunde lassen die Annahme zu, daß sich im Anschluß an die Impfung ein unvollständiges für Poliomyelitis typisches Liquorsyndrom (Pleocytose, mäßige GE-Vermehrung, geringe kolloidale Fällung, Albuminvermehrung und β-Globulinverminderung im Pherogramm) entwickelt.
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5.
Es wird vermutet, daß es sich sowohl bei den spezifischen als auch bei den unspezifischen Liquorveränderungen um Reaktionen des ZNS selbst handelt.
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6.
Abschließend wird über zwei mögliche Impfkomplikationen berichtet.
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Herrn Prof. Dr. F. A. Kehrer zur Vollendung des 80. Lebensjahres gewidmet.
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Habeck, D., Lenz, E. & Paal, G. Liquoruntersuchungen nach oraler Poliomyelitisschutzimpfung (Sabin) bei Erwachsenen. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift f. d. ges. Neurologie 204, 389–403 (1963). https://doi.org/10.1007/BF00341609
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