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Die fibrilläre Architektur von Epidermis und Sinushaaren der Rüsselscheibe des Hausschweines (Sus scrofa domesticus), erschlossen aus der Polarisationsoptik

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Zeitschrift für Zellforschung und Mikroskopische Anatomie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

An Hand planmäßig geführter Schnitte der Rüsselscheibe des Hausschweines wurde der Verlauf der Tonofibrillen im polarisierten Licht bestimmt und funktionell gedeutet. Es ergab sich folgendes:

  1. 1.

    Das stark entwickelte Tonofibrillensystem der Epidermis steht mit den bei Gebrauch des Organs lokal vorherrschenden Beanspruchungen in Einklang.

  1. a)

    Der überwiegenden Druckbelastung am dorsalen Randwulst wird durch typische Hornröhrchenstruktur begegnet.

  2. b)

    Auf der übrigen Fläche der Rüsselscheibe stehen scherende Kräfte im Vordergrund. Innerhalb der Epidermiskämme, die (gemäß dem schon länger beschriebenen Papillarkörper) in spezifischer Weise verkettet sind, verleihen die an den Flanken im wesentlichen vertikal aufsteigenden Fasern Zugfestigkeit in senkrechter Richtung, während die in einer breiten mittleren Zone längsziehenden Fibrillen tangentialen Zug auffangen können.

  3. 2.

    An allen Stellen spiegelt sich der feinere Bau des Stratum Malpighii im Stratum corneum wider.

  4. 3.

    In der Rinde der marklosen Sinusborsten sind die verhornten Tonofibrillen radial gegen die Haarlängsachse geneigt, in einem zur Spitze offenen Winkel von etwa 30°.

  5. 4.

    Die Epidermicula der Sinusborsten zeigt am Querschnitt in Papillennähe ein negatives Polarisationskreuz, im unteren Drittel der Wurzel dagegen ein positives; dies beruht auf einer Umordnung der Fasern aus vorwiegend zirkulärer in radiale Ausrichtung.

  6. 5.

    Das in den unverhornten Abschnitten beider Schichten der inneren Wurzelscheide auftretende Trichohyalin weist Doppelbrechung auf, und zwar wirken die Granula einheitlich, d. h. unabhängig von ihrer Form und deren Orientierung, positiv in bezug auf die Tangente an die innere Wurzelscheide.

  7. 6.

    Infolge der Verbindung beider Wurzelscheiden durch Interzellularbrücken besitzt die äußere Scheide vorzugsweise tangentiales Wachstum, wird also zusammen mit der inneren und dem Haarschaft nach außen vorgeschoben.

  8. 7.

    Bei dem allmählichen Einstellen der Tonofibrillen der äußeren Wurzelscheide aus der ursprünglich radialen in die neue Wachstumsrichtung wird die innere Wurzelscheide gestaucht. Es kommt zu ihrer Auftreibung, erkenntlich am Ausbiegen der Henleschen Schicht nach außen unter gleichzeitigem radialen Abspreizen der Huxleyschen Zellen, so daß sie am Querschnitt, abweichend vom üblichen Verhalten, vorübergehend ein positives Polarisationskreuz liefern.

  9. 8.

    Die Region der äußeren Wurzelscheide oberhalb der Talgfollikel läßt eine der Epidermis ähnliche, basalwärts sich vereinfachende Struktur erkennen, unterscheidet sich also von dem Abschnitt unterhalb der Talgfollikel (der eigentlichen äußeren Wurzelscheide) und wird daher als „Mündungstrichter“ angesprochen.

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Dissertation der Naturwissenschaftlichen Fakultät Gießen; Leitung Prof. W. J. Schmidt.

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Sprankel, H. Die fibrilläre Architektur von Epidermis und Sinushaaren der Rüsselscheibe des Hausschweines (Sus scrofa domesticus), erschlossen aus der Polarisationsoptik. Zeitschrift für Zellforschung 41, 236–284 (1954). https://doi.org/10.1007/BF00340603

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