Skip to main content
Log in

Über Erweichungen nach Grefäßdurchtrennung bei offenen Verletzungen des Großhirns und ihre Bedeutung für den Krankheitsverlauf

  • Published:
Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

  1. 1.

    Bei offenen Hirnverletzungen kommt es neben den direkten Veränderungen an der Hirnwunde zu jeweils verschieden stark ausgeprägten, indirekten Veränderungen. Hierzu gehören u. a. Erweichungen, die auf Verletzung von Hirngefäßen vor allen Dingen der Arterien, im Wundbereich zurückzuführen sind.

  2. 2.

    Am häufigsten werden Äste der A. cer. med. verletzt, da diese den größten Teil der leicht verwundbaren Konvexität des Gehirns versorgen. Dies ist besonders bei Tangentialschüssen, bzw. Impressionsschüssen (Tönnis) der Fall.

  3. 3.

    Die Ausbreitung indirekt entstandener Erweichungen kann vom Verlauf des Wundkanals vollständig abweichen, da sie von dem zum verletzten Gefäß gehörenden Versorgungsgebiet abhängig ist. Dies ist für die Deutung klinischer Symptome von Wichtigkeit. So können bei oberflächlichen Temporallappenverletzungen Äste der A. cer. med. durchtrennt werden, die die Sehsphäre mit ernähren. Optische Erkennungsstörungen oder auch Hemianopsie sind die Folge.

  4. 4.

    Die indirekt entstandenen Erweichungen weisen die Merkmale embolisch oder thrombotisch entstandener Herde auf und werden in der gleichen Weise wie sie abgebaut. Zwei Merkmale: 1. die Volumenvergrößerung des nekrotischen Gewebes und 2. die Ausdehnung der meisten Herde bis an die Ventrikelwand und deren Erhaltenbleiben werden wegen ihrer Beziehungen zu klinischen Beobachtungen besonders hervorgehoben.

  5. 5.

    Die mit der Nekrose einhergehende Volumenvergrößerung betrifft nicht in allgemeiner Weise das geschädigte Gehirn, sondern ist auf das von der Zirkulation ausgeschaltete Gebiet lokalisiert; sie ist als Ausdruck des mit der Nekrose verbundenen, kolloidchemischen Prozesses anzusehen. Sie besteht in den ersten 7–10 Tagen nach der Verletzung und wird mit der klinisch beobachteten Phase der intrakraniellen Drucksteigerung (Ödemphase) in dieser Zeit in Zusammenhang gebracht. Es wird angenommen, daß sie ein wichtiger Teilfaktor derselben sein kann.

  6. 6.

    Da ein großer Teil der Erweichungsherde sich bis an die Ventrikelwand erstreckt, kann eine Infektion auf ihrem Boden, ohne daß eine Markphlegmone vorläge, in unmittelbare Nähe der inneren Liquorräume gelangen. Es liegt dann auch eine „infizierte Nekrose“ vor.

  7. 7.

    Das regelmäßige Erhaltenbleiben der Ventrikelwand bei tiefer reichenden Erweichungsherden gewinnt in solchen Fällen eine klinische Bedeutung. Die dünne Ventrikelwand ist dann nur noch der Schutz vor der Infektion der inneren Liquorräume. Eine geringe mechanische Beanspruchung dieser Membran, auch bei therapeutischen Maßnahmen, kann zum Einriß führen.

  8. 8.

    Bei der Beurteilung zunächst unklarer, anatomischer Befunde bei offenen Gehirnverletzungen ist es wichtig, das Vorkommen indirekter gefäßbedingter Erweichungen zu berücksichtigen. Ausgedehntere Hirndefekte bei umschriebenen Verletzungen der Hirnoberfläche können gelegentlich auf sie zurückgeführt werden.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Literatur

  • Chiari, H.: Münch. med. Wschr. 1915 I, 596–598.

  • Fischer, E.: Zbl. Neurochir. 6, 232–274 (1941).

    Google Scholar 

  • Guleke, N.: Erg. Chir. u. Orthop. 10 (1918).

  • Hasenjäger, Th. u. H. Spatz: Arch. Psychiatr. (D.) 107, 193–222 (1937).

    Google Scholar 

  • Hiller, F.: Handbuch Neurologie, Bd. 11, S. 178–465. 1935.

    Google Scholar 

  • Irsigler, F. I.: Arch. klin. Chir. 200, 202 (1940).

    Google Scholar 

  • Klaue, R.: Zbl. Neurochir. (Im Erscheinen.)

  • Melchior, E.: Verletzungen der intrakraniellen Blutgefäße. Neue deutsche Chirurgie, Bd. 18 (Verletzungen des Gehirns), II. Teil, S. 1–98. 1916.

  • Noetzel, H.: Arch. Psychiatr. (D.) 111, 129 (1942).

    Google Scholar 

  • Pfeifer, R. A.: Die Angioarchitektonik der Großhirnrinde. Springer 1928.

  • Pfeifer, W.: Mil.arzt (Ö.) 8, 72–76 (1943).

    Google Scholar 

  • Pichler, E.: Arch. Psychiatr. (D.) 110, 75–113 (1913).

    Google Scholar 

  • Ricker, G.: Handbuch der ärztlichen Erfahrungen im Weltkrieg 1914/18, Bd. VIII, S. 333 bis 383.

  • Riessner, D. u. K. J. Zülch: Dtsch. Z. Chir. 252, 1–61 (1939).

    Google Scholar 

  • Schnappauff: Beitr. path. Anat. 79, 781 (1928).

    Google Scholar 

  • Spatz, H.: Z. Neur. 167, 301–357 (1939).

    Google Scholar 

  • —: Zbl. Neurochir. 6, 162–212 (1942).

    Google Scholar 

  • Spatz, H. u. G. Stroescu: Nervenarzt 7, 225–237, 481–498 (1934).

    Google Scholar 

  • Tönnis, W.: Bruns' Beitr. 170, 581–601 (1940).

    Google Scholar 

  • —: Mil.arzt (Ö.) 7, 225–232 (1942).

    Google Scholar 

  • —: Zbl. Neurochir. 6, 113–161 (1942).

    Google Scholar 

  • Zülch, K. J.: Zbl. Neurochir. 6, 212–232 (1942).

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Additional information

D 11.

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Cite this article

Lindenberg, R. Über Erweichungen nach Grefäßdurchtrennung bei offenen Verletzungen des Großhirns und ihre Bedeutung für den Krankheitsverlauf. Arch. f. Psychiatr. u. Z. Neur. 179, 483–501 (1948). https://doi.org/10.1007/BF00340243

Download citation

  • Received:

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF00340243

Navigation