Zusammenfassung
Lichtmikroskopische Untersuchungen am Amnion und Dottersack der weißen Maus vom mittleren Drittel der Tragzeit bis zum Ende ergeben folgende Befunde:
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1.
Das Amnionepithel besteht sowohl in Placentanähe als auch peripher aus einer einfachen Lage polygonaler Zellen, die geradlinig aneinandergrenzen. Die Größe der Zellen ist konstant.
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2.
Das Cytoplasma ist zart granuliert und enthält gelegentlich kleine Vakuolen. Paraplasmatische Einschlüsse (Glykogen, Fett) kommen nicht vor.
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3.
Das Bindegewebe besteht aus feinmaschigen argyrophilen Fasern. In ihnen breiten sich Histiozyten und Fibrozyten aus, deren Fortsätze sich untereinander verbinden. Beide Zellarten sind stark vakuolisiert.
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4.
Der placentanahe Abschnitt des Dottersackes ist durch Leisten und zottenartige Erhebungen profiliert, der periphere Abschnitt ist glatt. Die Epithelzellen sind kubisch bis zylindrisch und überall gleich hoch, während sie jedoch gelegentlich unterschiedlich breit sind. Im Epithel werden Glykogen, alkalische Phosphatase und Fette nachgewiesen.
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5.
Im Dottersackmesoderm lassen sich dichte Faserstrukturen nachweisen, in denen die Dottersackgefäße verankert sind.
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6.
Das Dottersackbindegewebe wird gegen das Amnion hin von einer dünnen Mesothellage abgeschlossen.
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Kühnel, W. Histologische Untersuchungen an den Embryonalhüllen der weissen Maus. Zeitschrift für Zellforschung 63, 194–207 (1964). https://doi.org/10.1007/BF00339447
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