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Die Knochenbildung im Bereich periostaler-diaphysärer Sehnen- und Bandansätze

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Zusammenfassung

  1. 1.

    An 7 Individuen (Neonatus, Kind von 3 M., 1 J. 2 M., 4 J. 9 M., 7 J., einem Mann von 25 J. und einem Mann von 43 J.) wurde die Knochenbildung im Bereich von 89 Sehnen- und Bandansätzen untersucht. Bei den Sehnen- und Bandansätzen ist zwischen den diaphysären-periostalen und den chondralen-apophysären Ansätzen zu unterscheiden. In dieser ersten Arbeit werden die periostalen Ansätze dargestellt, die wiederum in periostale flächenförmige und zirkumskripte (tendinöse) Ansätze aufzugliedern sind.

  2. 2.

    Die Sehnenfasern periostaler Ansätze werden in der Fetalzeit als vorgebildete Fasern in den Knochen eingeschlossen. Ungefähr z. Z. der Geburt gehen die Sehnenfasern zunächst in das Periost hinein. Nach einer verschieden langen Verlaufsstrecke innerhalb des Periostes können Fasern in die Bildungsschicht des Periostes einbiegen. Unterhalb der rein periostalen Sehnenansätze entwickelt sich eine „typische“ Knochenstruktur. Die Bildungs-oder Kambiumschicht nimmt im Laufe des Lebens an Dicke ab.

  3. 3.

    Das Periost ist besonders reich an elastischen Fasern, die mit zunehmendem Alter nur wenig an Zahl abnehmen. Diese elastischen Fasern sind als Dehnungsbremse aufzufassen, da Kollagenfasern und Knochen wohl annähernd dieselbe Zugfestigkeit besitzen, sich aber in der Dehnzahl α (eventuell ausgedrückt durch den Elastizitätsmodul E=1/α) fast um eine Zehnerpotenz unterscheiden können.

  4. 4.

    Die zirkumskripten Ansätze erscheinen makroskopisch als fleischige oder sehnige Ansätze. Im Ansatzgebiet bildet sich eine Ansatzstruktur aus. Sie besteht im Kindesalter aus 1–2 Kollagenfasernetzen, untermischt mit elastischen Fasern, die der Knochenoberfläche parallel liegen. Die Ansatzstruktur ist als ein Periost besonderer Bauart anzusehen. Die Fasernetze der Fibroelastica übernehmen die Aufgabe der Dehnungsbremse am Muskelansatz. Von der inneren Schicht, der Bildungsoder Kambiumschicht aus erfolgt das appositionelle Dickenwachstum des Knochens.

  5. 5.

    Die Ansatzstruktur wird als Einstrahlungsknochen Bestandteil des Skelettstückes. Der Einbau der Ansatzstruktur in den Knochen kann als ein besonderer Modus der Knochenbildung angesehen werden, der als tendinöse Osteogenese bezeichnet wird. Da nicht die Sehne selbst, sondern die aus ihrem Material aufgebaute Ansatzstruktur Bestandteil des Knochens wird, ist es nicht berechtigt, von einer Sehnenverknöcherung im engeren Sinne zu sprechen. Wie bei den anderen Osteogeneseformen mit Vorbildung von Fasern werden zunächst Fasern in den Knochen aufgenommen, deren Anordnung nicht für den Knochen spezifisch ist. In der Tiefe des Skelettstückes erfolgt der Umbau zu der dem Knochen spezifischen lamellären Struktur. Während der Entwicklung fallen Organund Gewebegrenze bzw. mechanische und strukturelle Grenze noch nicht zusammen, sie nähern sich erst bei Abschluß der Entwicklung aneinander an.

  6. 6.

    Der gleiche Ansatz kann im endgültigen Zustand sehr verschieden ausgebildet sein. Entweder liegt eine spongiöse Einschaltung in die Schaftwand vor oder das Ansatzgebiet besteht aus kompaktem Knochen wie die Umgebung. Im letzteren Falle sind die Bündel der Ansatzstruktur zwischen Randosteone eingepflanzt. Spongiöse Ansatzstrukturen sind als Dehnungsbremse mit Flüssigkeitseinlagerung (Markräume) aufzufassen.

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Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Unter Anleitung von Prof. Dr. Dr. Knese.

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Biermann, H. Die Knochenbildung im Bereich periostaler-diaphysärer Sehnen- und Bandansätze. Zeitschrift für Zellforschung 46, 635–671 (1957). https://doi.org/10.1007/BF00339370

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