Zusammenfassung
An insgesamt 42 Hunden wurden die Milchflecken untersucht. Injektions-präparate (Scribtolserum, Technik Lang 1954) dienten zur Darstellung ihres spezialisierten Kapillarmusters und ihrer weiten Verbreitung in der Bauchhöhle. Histochemische Reaktionen (alkalische Phosphatase, unspezifische Esterase), Leukofuchsinreaktion nach McManus, Alcianblau nach Steedmann und verschiedene Färbemethoden wurden angewendet. Resorptionsversuche mit Myofer (Eisendextran) sollten funktioneile Hinweise geben.
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1.
In der Bauchhöhle des gesunden Hundes sind die Milchflecken viel zahlreicher und weiter verbreitet als bisher angenommen worden ist: In dem Omentum maius, dem Milznetz, dem Mesoduodenum, der Plica vesicalis mediana und der Plica lata. In der 20–40 cm2 großen Plica vesicalis mediana konnten z. B. 200 bis 700 Milchflecken nachgewiesen werden.
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2.
Das Gefäßsystem der Milchflecken unterscheidet sich von dem sie umgebenden netzigen Kapillarmuster durch:
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a)
zahlreiche, dicht benachbarte
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b)
weitlumige Haargefäße, die
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c)
aus einer Praekapillare gespeist werden und in mehrere weite Venulen einmünden;
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d)
arteriovcnöse Kurzschlüsse, die den Spezialkapillaren vorgeschaltet sind.
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3.
In den Milchflecken lassen sich stets undifferenzierte Mesenchymzellen und Plasmazellen auffinden. Auch Histiocyten, Mastzellen und Lymphocyten kommen vor.
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4.
Die mit unspezifischen Esterasereaktionen reagierenden Histiocyten haben innige Beziehungen zum Gefäßsystem. Häufig lagert sich ein Fortsatz an die Basalmembran einer Kapillare an.
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5.
Nach Anwendung der alkalischen Phosphatasereaktion sind im arteriellen Schenkel der Spezialkapillaren und in kleineren Arteriolen Enzyme nachweisbar. Keine Reaktion findet sich im venösen Kapillarschenkel der Milchfleckengefäße und im weitmaschigen Netzgefäßsystem der Umgebung.
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6.
Nach Eisendextraninjektionen (1 cm3) in die Bauchhöhle lagert sich die Testsubstanz zunächst ins Bindegewebe der Gekröse ein, und zwar gehäuft in jene Abschnitte, die die Milchflecken und die größeren Gefäßstraßen unterlagern. Nach 12 Std hat eine nennenswerte zelluläre Speicherung stattgefunden.
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7.
Die Milchflecken werden als Resorptionsorgane der Bauchhöhle gedeutet. Ihre Gefäße scheinen zur Aufnahme von Wasser und niedrig molekularen Substanzen aus der Leibeshöhle geeignet zu sein. Die Zellen der Milchflecken können wahrscheinlich abgeschilferte Mesothelzellen phagocytieren und abtransportieren. Möglicherweise wird die Bauchhöhlenflüssigkeit auch von den Spezialkapillaren produziert.
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Lang, J. Über die Gefässe und die Zellen der Milchflecken. Zeitschrift für Zellforschung 66, 1–27 (1965). https://doi.org/10.1007/BF00339314
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