Zusammenfassung
Der morphologische Wandel des Vaginalepithels auf seinem Weg von der Basis zur Oberfläche wird beschrieben, wobei folgende Zellschichten unterschieden wurden:
1 basale Zellschicht, 2 parabasale Zellschicht, 3 untere Spongiosa, 4 obere Spongiosa, 5 superfiziale Schicht. Es werden zunächst die Befunde am Vaginalepithel in der Schwangerschaft mitgeteilt:
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1.
Im elektronenmikroskopischen Bild lassen sich in den einzelnen Schichten (1–5) charakteristische Veränderungen sowohl des Zellinhaltes, als auch der interzellulären Verbindungen festlegen.
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2.
Im Zytoplasma werden besonders in den unteren beiden Zellagen nur Ribosomen (Paladegranula) festgestellt. Das typische endoplasmatische Retikulum fehlt.
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3.
Die in den unteren Zellagen in reichem Maße anzutreffenden Mitochondrion nehmen nach der Oberfläche des Epithels zu an Zahl ab. Gleichzeitig quellen sie auf und verlieren ihre Innenstruktur.
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4.
Das in der unteren Zellage stets gleichmäßig strukturierte Zytoplasma läßt bereits in der parabasalen Schicht perinukleäre Aufhellungen erkennen, die in den darauf folgenden Schichten (3–5) zunehmend in elektronenoptisch leere Räume übergehen. In den oberen Zellagen ist das strukturierte Zytoplasma auf schmale randständige Bezirke beschränkt.
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5.
Diese leeren Räume stimmen mit der zunehmenden Ablagerung von Glykogen überein. Das morphologische Bild ergibt somit für die Stoffwechselleistung ein Maximum in den beiden basalen Zellschichten, während die maximale Glykogenspeicherung in den Schichten 3 und 4 (obere und untere spongiöse Schicht) erfolgt.
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6.
Es werden charakteristische Veränderungen der interzellulären Verbindungen (Desmosomen), sowie der interzellulären Räume (interdesmosomale Räume) in den einzelnen Schichten beschrieben. Die Zahl der Desmosomen nimmt in der oberen Schicht (superfiziale Schicht) erheblich zu.
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7.
Die nach Zahl und Form sich laufend verändernden Desmosomen sind wie die in sie einstrahlenden Tonofilamente nicht als statische, sondern als temporäre Gebilde aufzufassen. Diese Wandelbarkeit ist die Voraussetzung für die Erhaltung der „trajektoriellen“ Anordnung von Tonofibrillenstrukturen im Verbande mehrschichtiger, durch laufenden Zellnachschub sich stets erneuernder Plattenepithelien.
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8.
Die polarisationsoptisch und elektronenmikroskopisch beschriebenen Tonofilamentbündel treten besonders in Zellschichten mit lang ausgezogenen Interzellularbrücken auf. Das Auftreten dieser Tonofilamente wird auf anisotrope Anordnung von Strukturelementen (Molekülketten) infolge intrazellulärer Spannungen zurückgeführt.
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9.
Die Ablösung der Superficialzellen des Vaginalepithels ist auf eine Veränderung der Interzellular brücken, insbesondere der Desmosomen, zurückzuführen.
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10.
Die ständige Abstoßung glykogenbeladener Vaginalepithelien ist die Voraussetzung für die normale Scheidenbiologie. Ihre Aufrechterhaltung ist abhängig vom Zusammenspiel hormoneller, zellulärer und bakterieller (Milchsäureflora) Faktoren, das im Sinne eines Reglersystems gedeutet wird.
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Herrn Prof. Dr. med. et phil. H. Becher zum 65. Geburtstag.
Aus dem Laboratorium des 2. Anatomischen Lehrstuhles (Prof. Dr. G. Petry).
Mit dankenswerter Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft.
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Petry, G., Overbeck, L. & Vogell, W. Vergleichende elektronen- und lichtmikroskopische Untersuchungen am Vaginalepithel in der Schwangerschaft. Zeitschrift für Zellforschung 54, 382–401 (1961). https://doi.org/10.1007/BF00338791
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