Zusammenfassung
An histologischen Schnitten von menschlichen Grenzstrangganglien werden die Nervenzellkerne und deren Nucleolen einer biometrischen Untersuchung unterzogen.
Bei der Messung werden die mittleren Durchmesser der Kerne und ihrer Nucleolen ermittelt und erst voneinander getrennt, dann in ihrer gegenseitigen Beziehung zueinander statistisch ausgewertet, unter besonderer Berücksichtigung der durch die Methode nach Bielschowsky-Gros verschieden imprägnierbaren Kerne, nach denen zwei Zellarten I und II unterschieden werden.
Es konnte der Befund von Harting, daß sich die Volumina der durch die Häufigkeitsmaxima bestimmten Regelkerne der beiden Zellarten wie 1∶2 verhalten, bestätigt werden.
Die Nucleolen beider Zellarten ergeben bei der variationsstatistischen Bearbeitung, wobei das Argument des Kollektivgegenstandes die Nucleolengröße ist, zwei anscheinend eingipflige Verteilungskurven. Die Volumina der durch die Maxima der Kurven bestimmten „Regelnucleolen“ betragen in einem untersuchten Falle 25,5 μ 3 und 36,7 μ 3 und in einem anderen mit einer geringfügigen Verschiebung das gleiche. Das bedeutet bei Anwendung des „Regel-“ und „Zwischenklassensystems“ der Kerne auch für die Nucleolen einen Größenunterschied, der dem Abstand von einer „Regel-“ zur nächsten „Zwischenklasse“ entspricht.
Durch eine Gegenüberstellung der Volumina der Nucleolen und der Volumina der ihnen zugehörigen Zellkerne konnte eine Regelmäßigkeit der Volumenverhältnisse bei den verschiedenen Kerngrößen festgestellt werden. Es zeigte sich, daß kleine Zellkerne auch kleine und mittlere und große Zellkerne ihnen in einem bestimmten Zahlenverhältnis größenmäßig entsprechende Nucleolen haben, und zwar sind diese Verhältnisse je nach Zellart und Kerngröße verschieden. Hieraus könnte man auf eine gesetzmäßige Größenzunahme des Nucleolus im Verlauf des Kernwaehstums schließen.
Der Verlauf der Volumenzunahme der Nucleolen gegenüber dem Kernwachstum kann nach Analyse der errechneten Werte in Form von Parabeln verschiedenen, jedoch für eine Zellart charakteristischen Steigungsmaßes und charakteristischer Lage im Koordinatensystem dargestellt werden.
Die bei einer Zellart mehrfach gefundenen Kerne mit zwei Nucleolen fügen sich nach Addition der beiden Volumina in das aufgestellte System ein, da die Summe dem Volumen eines Einzelnucleolus der betreffenden Kerngröße entspricht.
Das unterschiedliche Verhalten des Nucleolenvolumens zum Kernvolumen sowie seine ungleiche Imprägnierbarkeit in Größenklassen, in denen sich beide Zellarten überschneiden, läßt entweder auf einen unterschiedlichen Funktionszustand der gleichen oder aber auf zwei verschiedene Zellarten schließen.
Literatur
Baron, H.: Statistische Untersuchungen an Nervenzellen menschlicher sympathischer Ganglien. Z. mikrosk.-anat. Forsch. 30, 613–644 (1932).
Boweri: Über die Abhängigkeit der Kerngröße und Zellenzahl der Seeigellarven von der Chromosomenzahl der Ausgangszellen. Zellstudien. Jena 1905.
Cajal, R. y.: Histologie du système nerveux de l'homme et des vertébrés, Bd. I. Paris: A. Maloine. 1909.
Caspersson, T.: Über den chemischen Aufbau der Strukturen des Zellkernes. Skand. Arch. Physiol. (D.) 73 (1936).
Clara, M.: Warum ist eine möglichst genaue (variationsstatistische) Bestimmung der Kernbzw. Zellgrößen notwendig? Z. Anat. 99, 622–631 (1933).
Geitler, L.: Die Entstehung der-somatischen polyploiden Zellkerne bei Heteropteren durch wiederholte Chromosomenteilung ohne Spindelbildung und Kernteilung. Naturw. 26, 722–723 (1938).
Geitler, L.: Die Entstehung der polyploiden Somakerne der Heteropteren durch Chromosomenteilung ohne Kernteilung. Chromosoma I, 1–22 (1939).
Harting, K.: Zur mikroskopischen Anatomie der Grenzstrangganglien. Klin. Wschr. (1948).
Heidenhain, M.: Plasma und Zelle, eine allgemeine Anatomie der lebendigen Masse, Bd. I. 1907.
Hertwig, G.: Allgemeine mikroskopische Anatomie und Organisation der lebendigen Masse. V. Moellendorffs Handbuch der mikroskopischen Anatomie des Menschen, Bd. I, I. Teil. Berlin 1927.
Hertwig, G.: Die Kerngrößen der Spinalganglienzellen, ein weiteres Beispiel für das rhythmische Kernwachstum der Zellkerne durch Verdopplung ihres Volumens. S. Ber. Naturforsch. Ges. Rostock 3, 22, 23 (1933).
Hertwig, G.: Der Aufbau des Zentralnervensystems aus Zellen, deren Kernvolumen sich verhalten wie 1∶2∶4∶8∶16. Ein Beweis für das rhythmische Kernwachstum durch Verdopplung. S. Ber. Naturforsch. Ges. Rostock 3, 73–77 (1932).
Hertwig, G.: Der volumetrische Nachweis von Verdopplungs- und Zwischenklassen an den Zellkernen des Zentralnervensystems des Menschen. Z. mikrosk. anat. Forsch. 51, 108–118 (1942).
Hoeppner, H.: Die Rhythmik des Wachstums von Kern und Zelle. Z. Bot. 34, 497–536 (1939).
Jakobj, W.: Über das rhythmische Wachstum der Zellen durch Verdopplung ihres Volumens. Roux' Arch. 106 (1925).
Jakobj, W.: Die Zellkerngröße des Menschen. Z. mikrosk.-anat. Forsch. 3 (1935).
Jakobj, W.: Volumetrische Untersuchung an den Zellkernen des Menschen und das allgemeine Problem der Zellkerngröße. Anat. Anz. 72, 236–247 (1931).
Jakobj, W.: Die Zellkerngröße des Menschen. Ein Beitrag zur quantitativen Cytologie. Z. mikrosk.-anat. Forsch. 38, 161–240 (1935).
Meyer, R.: Zur Statistik der Verteilung nuclearer Stoffe, zugleich eine Kritik der bisherigen variationsstatistischen Untersuchungen der Kernvolumina. Z. Zellforsch. 25, 353–372 (1937).
Olszewsky, J.: Zur Morphologie und Entwicklung des Arbeitskernes unter besonderer Berücksichtigung des Nervenzellkernes. Biol. Zbl. 66, H. 9/19.
Ries, E.: Grundriß der Histophysiologie. Leipzig: Akad. Verlagsgesellschaft. 1938.
Schuchard, E.: Maßzahlen über Achsenzylinder und Markscheide markhaltiger Nervenfasern des Kaltblüters. Arch. Psychiatrie 179, H. 3/4 (1948).
Sobotta, J.: Atlas und Lehrbuch der Histologie und mikroskopischen Anatomie. Lehmanns med. Atlanten, 9. Bd., 5. Aufl. München und Berlin: Lehmanns Verlag.
Stoehr, Ph., Jr.: Mikroskopische Anatomie des vegetativen Nervensystems. Berlin: J. Springer. 1928.
Teir, H.: Über Zellteilung und Kernklassenbildung in der Glandula orbitalis externa der Ratte. Acta path. et microbiol. scand. (Dän.). Supplementum L. I. Helsingfors 1944.
Vogt, C. u. O.: Lebensgeschichte, Funktion und Tätigkeitsregulierung des Nucleolus. Ärztl. Forsch., 1. Jg., H. 1, 2 u. 3.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Jonas, F.J. Über die Nucleus-Nucleolus-Relation. Z. Zellforsch. 35, 333–356 (1951). https://doi.org/10.1007/BF00334911
Received:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF00334911