Die Identifizierung der Chromosomen im Karyotyp der Rattenleber

Zusammenfassung

• 1. Der Karyotyp haploider Metaphasen (n = 21) aus der Leber junger (6 Tage alter) und erwachsener (6 Monate alter) Ratten wurde analysiert.

• 2. Sowohl die absolute wie auch die relative Chromosomenlänge reicht lediglich dazu aus, einem Chromosom den ungefähren Platz in der Reihe der nach abnehmender Größe aneinandergereihten Chromosomen zuzuweisen.

• 3. Mit Hilfe der Lage der Kinetochoren (Centromeren) kann der haploide Chromosomensatz unterteilt werden: subterminales Kinetochor: 9 Chromosomen, akrocentrisches Kinetochor: 6 Chromosomen, medianes Kinetochor: 4 Chromosomen, submedianes Kinetochor: 2 Chromosomen. Die Beziehung dieser Gruppierung zur Chromosomenlänge ist jedoch weiterhin unklar, da innerhalb der einzelnen Gruppen die Chromosomen längenmäßig nicht genau unterscheidbar sind.

• 4. Bei unserer Methode der Fixierung finden sich gelegentlich Metaphasen, deren Chromosomen an identischen Stellen und in identischer Zahl auftretende achromatische Stellen aufweisen, die wir als „differentielle Segmente“ bezeichneten. Jedes Chromosom besitzt ein charakteristisches Muster von differentiellen Segmenten. Auf diese Weise ist es möglich, eine scharfe Charakterisierung und Identifizierung der einzelnen Chromosomen eines Kernes durchzuführen

• 5. Die Analyse von diploiden, aneuploiden und polyploiden Metaphasen zeigt, daß neben Kernen mit zufälliger Lagerung der Chromosomen eine Sonderung in die einzelnen Genome stattfinden kann, z. B. bei diploiden (42 Chromosomen) in zwei haploide Gruppen zu je 21 Chromosomen. Der Nachweis, daß es sich dabei um die Sonderung von Homologen handelt, wurde durch das für jedes Chromosom charakteristische Muster der differentiellen Segmente erbracht.

• 6. Untersuchungen über die Genomsonderung in diploiden Metaphasen ergaben, daß in den Kernen männlicher Tiere (XY-Chromosomen) auffallende Längenunterschiede zwischen den sich entsprechenden homologen Chromosomen bestehen, wobei der weibliche Chromosomensatz die längeren Chromosomen aufweist, während in weibliehen Tieren (XX-Chromosomen) zwischen den Homologen nur geringfügige Schwankungen auftreten. In den meisten Fällen zeichnet sich der weibliche Chromosomensatz weiterhin durch eine deutliche Längendifferenz zwischen dem 7. und 8. Chromosom aus; der männliche Chromosomensatz zeigt diesen Längenunterschied in der Regel zwischen Chromosom Nr. 6 und Nr. 7.