Skip to main content
Log in

Untersuchungen über die Entstehung der Parthenogenese bei Solenobia triquetrella F. R. (Lepidoptera, Psychidae)

II. Mitteilung Analyse der diploid parthenogenetischen S. triquetrella. Verhalten, Aufzuchtresultate und Zytologie

  • Published:
Chromosoma Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Die biologische, zytologische, entwicklungsgeschichtliche und experimentelle Analyse der diploid parthenogenetischen Solenobia triquetrella führte zu den folgenden Resultaten:

Das Verhalten

  1. a)

    Es gibt parthenogenetische Lokalformen, welche in ihrem Verhalten der bisexuellen Triquetrella noch nahe stehen, bei anderen ist die perfekte Parthenogenese annähernd erreicht.

  2. b)

    Bei den letzteren entwickeln sich alle Eier, bei den ersteren bleibt die Entwicklung in der Regel bei einem Teil der Eier stecken.

  3. c)

    Wo die Parthenogenese eingefahren ist, ist sie rein thelytok; wo sie noch nicht stabilisiert ist, treten vereinzelt Männchen und sexuelle Mosaiktiere auf.

Die zytologischen Ergebnisse

  1. a)

    Der Ablauf der Reifeteilungen im parthenogenetischen Ei entspricht genau demjenigen im bisexuellen Ei.

  2. b)

    Wie bei der bisexuellen Form sind XO- oder XY-Chromosomen vorhanden. Sie werden zufallsmäßig verteilt. Trotzdem ist beim XO-Typus die diploide Chromosomenzahl ausschließlich 61. Sie beträgt beim XY-Typus 62.

  3. c)

    Man kann diese Befunde unter der Annahme interpretieren, daß der Organismus aus dem Verschmelzungsprodukt von Richtungskörpern, dem sog. Richtungskopulationskern (R. K. K.), hervorgeht. Dieser hat immer entweder die XO- oder die XY-Konstitution, und deshalb ist die diploid parthenogenetische Triquetrella im wesentlichen auch thelytok.

Beweisführung

  1. a)

    Zu Beginn der Furchung wandert der haploide Eikern an die Eiperipherie. Inzwischen wird der R. K. K. gebildet und durch diese Automixis die diploide Chromosomenzahl wieder hergestellt.

  2. b)

    Während der R. K. K. sich normal furcht, verfällt der Eikern einer destruktiven Polyploidisierung und seine Deszendenten gehen zugrunde. Der R. K. K. blockiert also im parthenogenetischen Ei den Eikern.

  3. c)

    Im bisexuellen Ei wird der R. K. K. (der auch hier entsteht) vom amphimiktischen Kern blockiert.

  4. d)

    Im unbesamten bisexuellen Ei vermag weder der Eikern die Richtungskörper zu blockieren, noch umgekehrt. Deshalb entwickeln sich beide und es entsteht ein Chaos.

  5. e)

    Kreuzt man diploid parthenogenetische Weibchen mit Männchen, so zeigt es sich, daß es parth. Lokalformen gibt, die noch ganz auf bisexuelle Vermehrung rückschalten können, während andere dazu nur noch unvollkommen befähigt sind. Findet eine Amphimixis statt, dann blockiert der Befruchtungskern den R. K. K. und dieser geht zugrunde.

  6. f)

    Im unbesamten parthenogenetischen Ei der Form mit dem XO-Typus beträgt die diploide Chromosomenzahl 61. Kreuzt man nun solche XO-Weibchen, die noch ganz auf Amphimixis umschalten können, so müßte die diploide Chromosomenzahl 61∶62 betragen mit einem kleinen Überschuß an Männchen, gemäß der Verteilung des X. Und wählt man solche XO-Weibchen zur Kreuzung, die nur noch teilweise umschalten können, so muß ein Überschuß an Tieren mit 61 Chromosomen, also an Weibchen entstehen. Der zytologische und der experimentelle Beweis ist erbracht, daß beides zutrifft.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Literatur

  • Astaurov, B. L.: High temperature as a tool for controlling development and sex determination: a review of studies in artificial parthenogenesis, androgenesis and elimination of embryonic diapause in silkworm, Bombyx mori L. Proc. Zool. Soc. Calcutta, Mookerjee Memor. 29–55 (1957). Hier weitere Literatur.

  • Frolowa, S. L.: Zytologie der künstlichen Parthenogenese bei Bombyx mori L. Z. Biol. 4, 275–308, russisch mit dtsch. Zus.fass. (1935).

    Google Scholar 

  • Narbel, M.: La cytologie de la parthénogenèse chez Apterona helix Sieb (Lepid. Psychides). Rev. Suisse Zool. 53, 625–681 (1946).

    Google Scholar 

  • Narbel-Hofstetter, M.: La cytologie de la parthénogenèse chez Solenobia sp. (lichenella L.?) (Lépidoptères, Psychides). Chromosoma (Berl.) 4, 56–90 (1950).

    Google Scholar 

  • —: La cytologie de la parthénogenèse chez Luffia ferchaultella Stph. (Lépid. Psychide). Communication préliminaire. Rev. Suisse Zool. 61, 416–419 (1954).

    Google Scholar 

  • —: La pseudogamie chez Luffia lapidella Goeze (Lépid. Psychide). Rev. Suisse Zool. 62, 224–229 (1955).

    Google Scholar 

  • Pardi, L.: I primi processi dello sviluppo nell'uovo fecondato delle razze tetra-ploidi-partenogenetiche di Solenobia triquetrella F. R. (Lepidoptera-Psychidae). Chromosoma (Berl.) 4, 108–147 (1950).

    Google Scholar 

  • Ris, H., and R. Kleinfeld: Cytochemical studies on the chromatin elimination in Solenobia (Lepidoptera). Chromosoma (Berl.) 5, 363–371 (1952).

    Google Scholar 

  • Schäffer, K.: Zur Diagnose der Eliminationssubstanz bei der Eireifung von Schmetterlingen (Solenobia). Rev. Suisse Zool. 51, 437–441 (1944).

    Google Scholar 

  • Seiler, J.: Das Verhalten der Geschlechtschromosomen bei Lepidopteren. Nebst einem Beitrag zur Kenntnis der Eireifung, Samenreifung und Befruchtung. Arch. Zellforsch. 13, 159–269 (1914).

    Google Scholar 

  • —: Geschlechtschromosomen-Unter-suchungen an Psychiden. IV. Die Parthenogenese der Psychiden. Biologische und zytologische Beobachtungen. Z. indukt. Abstamm.-u. Vererb.-Lehre 31, 1–99 (1923).

    Google Scholar 

  • —: Ergebnisse aus der Kreuzung einer diploid-parthenogenetischen Solenobia triquetrella mit Männchen einer bisexuellen Rasse. (Vorläufige Mitteilung.) Rev. Suisse Zool. 45, 405–412 (1938).

    Google Scholar 

  • —: Ergebnisse aus der Kreuzung parthenogenetischer und zweigeschlechtlicher Schmetterlinge. VIII. Warum treten in F1 der Kreuzung tetraploid-parthenogenetischer Weibchen von Solenobia triquetrella mit Männchen bisexueller Rassen alle Zwischenstufen zwischen den beiden Geschlechtern auf? Z. indukt. Abstamm.-u. Vererb.-Lehre 79, 473–486 (1941).

    Google Scholar 

  • —: Resultate aus der Kreuzung parthenogenetischer und zweigeschlechtlieber Schmetterlinge. Arch. Klaus-Stift. Vererb.-Forsch. 17, 513–528 (1942).

    Google Scholar 

  • —: Die Verbreitungsgebiete der verschiedenen Rassen von „Solenobia triquetrella (Psychidae)“ in der Schweiz. Rev. Suisse Zool. 53, 529–533 (1946).

    Google Scholar 

  • —: Die Zytologie und Geschlechtsbestimmung der diploid parthenogenetischen Solenobia triquetrella. Arch. Klaus-Stift. Vererb.-Forsch. 28, 40–47 (1953).

    Google Scholar 

  • —: Unter-suchungen über die Entstehung der Parthenogenese bei Solenobia triquetrella F. R. (Lepidoptera, Psychidae). I. Mitt. Die Zytologie der bisexuellen S. triquetrella, ihr Verhalten und ihr Sexualverhältnis. Chromosoma (Berl.) 10, 73 bis 114 (1959).

    Google Scholar 

  • Seiler, J., u. B. Gessner: Die automiktischen Vorgänge im Ei der tetraploid parthenogenetischen Solenobia triquetrella F. R. (Psychidae, Lepid). Chromosoma (Berl.) 4, 91–107 (1950).

    Google Scholar 

  • —: Die Fortpflanzungsbiologie der Solenobien (Lepid. Psychidae), Verhalten bei Artkreuzungen und F1-Resultate. Wilhelm Roux' Arch. Ent- wickl.-Mech. Org. 149, 115–246 (1956).

    Google Scholar 

  • —: Der Chromosomenzyklus einer diploid-parthenogenetischen Solenobia triquetrella. Arch. exp. Zellforsch. 22, 215–216 (1938).

    Google Scholar 

  • —: Der Chromosomenzyklus einer diploid-parthenogenetischen Solenobia triquetrella. Rev. Suisse Zool. 48, 537–540 (1941).

    Google Scholar 

  • Speicher, B. R.: Oogenesis in a thelytokous wasp. Nemeritis canescens (Grav.) J. Morph. 61, 453–471 (1937).

    Google Scholar 

  • Stalker, H. D.: Parthenogenesis in Drosophila. Genetics 39, 4–34 (1954).

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Additional information

In ihrer vorläufigen Form wurde diese Arbeit 1953 dem Freund und Kollegen Baltzer, zum 70. Geburtstag gewidmet. Das Geschenk war von zweifelhafter Güte, denn es bestand im wesentlichen aus Hypothesen. In ihrer ausgereiften Form sei deshalb die Arbeit abermals Baltzer gewidmet, als nachträgliche Gabe zu seinem 75. Geburtstag.

Die Durchführung dieser Arbeit wurde durch ein Stipendium aus dem Schweizerischen Nationalfonds ermöglicht. Dem Kuratorium der Stiftung sei wärmstens gedankt.

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Cite this article

Seiler, J. Untersuchungen über die Entstehung der Parthenogenese bei Solenobia triquetrella F. R. (Lepidoptera, Psychidae). Chromosoma 11, 29–102 (1960). https://doi.org/10.1007/BF00328647

Download citation

  • Received:

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF00328647

Navigation