Zur Histophysiologie des Herzbeutels II. Mitteilung

Zusammenfassung

Elektronenmikroskopische Untersuchungen am Pleuro-Peritoneal- und Pericardialmesothel von Kröten und Fröschen sowie an den Deckzellen der Bauchund Herzbeutelhöhle von Ratten und Hunden über den Durchgang von colloidalem Gold und Eisen (in einem Saccharat-Gluconat-Komplex) führten zu folgenden Befunden:

• 1. Beide Metallcolloide passieren die Serosaschichten in erster Linie trans- zellulär; dem Interzellularspalt kommt für den Durchtritt der angewandten Substanzen praktisch keine Bedeutung zu.

• 2. Beobachtungen sprechen dafür, daß durch den Interzellularraum eine Übertragung von Substanzen zwischen benachbarten Mesothelzellen erfolgen könnte. Die oft erhebliche Oberflächenvergrößerung durch Verzahnung und Verfalzung der lateralen Zellmembranen könnte derartige zwischenzellige Beziehungen begünstigen. Haftplatten bzw. Schlußleisten würden zwar einen „avertikalen“ Stoffstrom, nicht aber einen „transversalen“ Stoffaustausch behindern.

• 3. Die Emigration von Wanderzellen erfolgt beim Mesothel — ebenso wie durch die Kapillarwand — interzellulär.

• 4. Colloidales Gold wird von den Deckzellen der serösen Höhlen pinocytiert und innerhalb eines Zeitraumes, der in der Größenordnung weniger Minuten liegt, durch Cytopempsis in den subserösen Raum abgegeben.

• 5. Der cytopemptische Transport von Goldpartikeln erfolgt in den Mesothelzellen nicht nur von apikal nach basal, sondern auch in entgegengesetzter Richtung. Die Zellen werden also von einem ständigen gegensinnigen Strom pinocytotischer Bläschen durchperlt. Gleiches gilt für Gefäßendothelzellen speziell der Kapillarwand.

• 6. Die Passage der Eisen-III-Komplex-Verbindung Ferrlecit vollzieht sich überwiegend nicht durch Membranvesikulation. Die Mehrzahl der angebotenen Eisenteilchen liegt frei im Cytoplasma der Zellen und wird bereits innerhalb von Sekunden durch die Basalmembran in das Bindegewebe abgegeben. Hier adhärieren die Eisenteilchen verhältnismäßig lange an Kollagenfibrillen.

• 7. Unmittelbar nach der Applikation der Eisenverbindung kommt es zu charakteristischen Veränderungen — im Sinne einer Art „Auflösung“ — der oberflächlichen Zellmembran. Unklar bleibt, ob diese Erscheinung als Ausdruck einer Zellschädigung oder als reversible „normale“ Zellreaktion aufzufassen ist. Wenige Minuten nach dem initialen Einstrom der Eisenteilchen in die Mesothelzellen gewinnt das Mesothel sein ursprüngliches Aussehen wieder.

• 8. Während die primäre Passage des Eisensols „frei“ durch das Plasma der Deckzellen erfolgt, kommt es nach Ablauf einiger Minuten zu einer sekundären „Speicherung“ von Eisenpartikeln in Vakuolen.

• 9. Bei gleichzeitiger Anwendung von Aurum colloidale und Ferrlecit wird der cytopemptische Durchgang des Goldes auch in seinem zeitlichen Ablauf nicht gestört. Gold- und Eisenteilchen wurden niemals zusammen innerhalb eines pinocytotischen Transportbläschens gefunden.

• 10. Zu keinem Zeitpunkt konnte eine merkliche Anreicherung der angewandten Metallcolloide in oder an der Basalmembran festgestellt werden. Daraus schließen wir, daß in deren Bereich eine Passage-Verzögerung oder Selektion dieser Substanzen nicht erfolgt.