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Über die Innervation des Darmkanales des medizinischen Blutegels (Hirudo medicinalis L.)

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Zeitschrift für Zellforschung und Mikroskopische Anatomie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Die Ergebnisse der mit dem Bielschowsky-Grosschen und Bielschowsky-Ábrahámschen Verfahren am Darmkanal des Hirudo medicinalis durchgeführten neurohistologischen Untersuchungen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen.

  1. 1.

    Das Darmnervensystem des medizinischen Blutegels (Hirudo medicinalis) stellt im wesentlichen ein reiches und feines Nervengeflecht dar, dem auch einzelnstehend oder zu Gruppen angeordnet, Nervenzellen eingeschaltet sind. Bei der Mehrzahl der Nervenzellen handelt es sich um unipolare und bipolare Elemente, aber auch multipolare Formen kommen nicht selten vor.

  2. 2.

    Die Nervenzellen liegen in der Nähe der Nervenstämme, mit ihren Fortsätzen sich diesen anschließend; die Fortsätze ziehen unter Beibehaltung ihrer ursprünglichen Gestalt und ihrer Selbständigkeit in den Stämmen weiter. In den einzelnen Ganglienzellen treten die Neurofibrillen fallweise ganz deutlich hervor.

  3. 3.

    Die Neurofibrillen gehören aber stets nur dem System einer einzigen Zelle an und gehen niemals von einer Zelle in eine andere über, wie das Apáthy auf Grund der im Darm der Pontobdella erhaltenen Nervenbilder annahm und gezeichnet hat (Mitth. a. d. Zool. Station zu Neapel, Bd. 12, Taf. 28, Fig. 10).

  4. 4.

    Da in den in toto imprägnierten Darmstückchen die Nervenstämme häufig oberhalb oder unterhalb der nahestehenden Zellen zu liegen kommen, entstehen zuweilen Trugbilder, die den Anschein erwecken als ob die Nervenfasern (nach Apáthy Neurofibrillen) durch die Nervenzellen hindurchschritten. Die auf Versehen beruhende Erklärung solcher Bilder war die Ursache dafür, daß auf dem Gebiete der wirbellosen Tiere die Auffassung der sog. „Kontinuität“ eine so weite Verbreitung gefunden hat.

  5. 5.

    Nervenzellen und Nervenstämme sind von einem Isolierplasmodium umgeben, dessen Kerne stellenweise sehr deutlich sichtbar werden.

  6. 6.

    Das allgemeine Nervenbild stimmt überein mit dem von Ábrahám aus dem Darmkanal der Schnecken mitgeteilten und — wie aus den in unserem Besitz befindlichen Präparaten ersichtlich — auch mit dem welches Apáthy vor 71 Jahren aus dem Darmkanal der Pontobdella muricata imprägniert hat.

  7. 7.

    An die einzelnen Fasern der in der Wand des Darmkanals sich ausbreitenden glatten Muskelschicht treten kleinere oder größere Nervenstämme heran, aus denen sich einzelne Fasern herauslösen um sich den Muskelfasern anzuschmiegen und dieselben auf eine Art Parallelkontakt auf langer Strecke zu begleiten. Die terminalen Fasern sind varikös und endigen an der Oberfläche der Muskelfasern in Form von Endköpfchen. Auf den Muskelfasern gibt es kein Nervenfasernretikulum wie das seinerzeit Apáthy auch mit Bezug auf die Pontobdella muricata treffend festgestellt hat.

  8. 8.

    Die an den Muskelfasern zu beobachtenden Nervenbilder stehen in Einklang mit denen, die Apáthy aus dem Darm der Pontobdella mitgeteilt hat (Mitth. a. d. Zool. Station zu Neapel, Bd. 12, Taf. 32, Fig. 3), aber die Nervenfasern dringen weder beim Blutegel, noch bei der Pontobdella durch die Muskelfasern hindurch, wie es sich Apáthy vorstellte, sondern sind auf bzw. in diesen tatsächlich zu Ende.

  9. 9.

    Da sich die Neuroofibrillensysteme stets nur auf das Gebiet einer einzigen Zelle beschränken und aus einer Zelle in eine andere übergehende Neurofibrillen weder im Darmkanal des Hirudo medicinalis, noch in dem der Pontobdella muricata oder der Gastropoden in Erscheinung treten, hat die vielumstrittene „Kontinuität“ auch auf diesem Gebiete ihren Sinn verloren.

  10. 10.

    Apáthy hat sich in der Erforschung des Nervensystems unvergängliche Verdienste erworben, war er doch der erste auf der Welt, der das Nervensystem der höheren Würmer färberisch dargestellt hat. Bei der Beschreibung der Einzelheiten aber, und insbesondere bei deren Erklärung, ist er über die Grenzen, die ihm die in seinem Besitze befindlichen realen Grundlagen setzten, hinausgegangen.

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Ábrahám, A., Minker, E. Über die Innervation des Darmkanales des medizinischen Blutegels (Hirudo medicinalis L.). Z. Zellforsch. 47, 367–391 (1958). https://doi.org/10.1007/BF00319334

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