Neurologische Erscheinungen bei Werktätigen, die Vibrationen ausgesetzt sind

Zusammenfassung

In der vorliefenden Arbeit wird eine Übersicht neurologischer Befunde bei 350 Werktätigen, die Erschütterungen oder Vibrationen ausgesetzt sind, gegeben. Bei 74% dieser Arbeiter fiel der neurologische Befund positiv aus. In 65% der Fälle war der Befund geringfügiger Natur, 9% wiesen anzeichen einer schwereren Schädigung des Nervensystems, die bereits die Arbeitsfähigkeit des Betroffenen gefährden konnte, auf. Es wird die Überzeugung ausgesprochen, daβ der vorgefundene positive neurologische Befund durch die mit Vibrationsgefahr verbundene Arbeit bedingt ist, da ein ähnliches Bild mit so häufigen Störungen des Nervensystems weder bei der Untersuchung einer Kontrollgruppe noch in der üblichen klinischen Praxis angetroffen werden konnte. Bei Werktätigen mit Vibrationsrisikoarbeit treten funktionelle und organische Strörungen des Nervensystems auf. Es wird eine Klassifikation dieser neurologischen Veränderungen nach folgenden 3 Symptomenkomplexen vorgeschlagen:

• 1. das neuritische oder polyneuritische Syndrom mit Anzeichen organischer Veränderungen des Nervensystems (mit einem leichteren und einem schwereren Stadium);

• 2. das Syndrom einer mehr oder weniger ausgebildeten amyotrophischen Lateralsklerose mit Schädigung des peripheren und zentralen motorischen Neurons;

• 3. das polyfunikulo-neuralgische Syndrom (nachVítek).

Nach Ansicht der Verfasserin ist es statthaft, die vasospastischen Krisen als eines der Symptome einer Vasoneurose zu beurteilen, d. h. also als ein Teilsymptom einer vegetativen Schädigung im Rabmen der übrigen neurologischen Veränderungen des Nervensystems.

Das Problem der Pathophysiologie der Vibrationserkrankung ist bisher als ungelöst zu betrachten und erfordert weitere klinische und experimentelle Studien. In der vorliegenden Arbeit wird der Versuch einer hypothetischen Interpretation der Pathophysiologie der Vibrationserkrankung unternommen und dies unter Voraussetzung

• a) eines Axonpseudoreflexes.

• b) einer reflektorischen Reaktion im Sinne eines physiopathischen Syndroms Froment-Babinski,

• c) einer direkten Reizung der Nervenfaser bei bestehenden anzeichen einer erhöhten stationären Erregung. Maβnahmen prophylaktischer und therapeutischer Natur werden vorgeschlagen.