Zusammenfassung
Es wurden Untersuchungen an 140 Arbeitern mit einer mindestens 10jährigen und maximal 29jährigen Tätigkeit in den saarländischen Sinteranlagen neben eingehenden Studien der Raumverstaubung in diesen Betrieben vorgenommen. Nach durchschnittlich 25jähriger Staubexposition konnte ein vermehrtes Auftreten von radiologischen Anomalien im Bereich der Lunge bei diesen Arbeitern nachgewiesen werden. Diese Veränderungen zeigen eine gewisse ähnlichkeit mit den Anfangsstadien der Mischstaubpneumokoniose der Bergleute. Ob es sich dabei lediglich um eine Ansammlung von lungengängigen Stäuben oder um die radiologischen Zeichen einer echten Gewebsumbildung handelt, konnte im Rahmen dieser Untersuchungen nicht geklärt werden.
Es wurde weiterhin festgestellt, daß die Beschäftigten der Sinteranlagen mehr als doppelt so häufig an Erkrankungen der oberen Luftwege und der Nasennebenhöhlen leiden wie beispielsweise die zum Vergleich herangezogenen Arbeiter der saarländischen Hochofenbetriebe. Eingehende Staubuntersuchungen an den Arbeitsplätzen ergaben, daß es sich bei dem in den Sinteranlagen befindlichen Staub um einen Mischstaub mit hohem Eisenoxydgehalt bei relativ geringer Beimengung von freier Kieselsäure handelt. Der Staub entspricht in seiner qualitativen Zusammensetzung derjenigen des Sintergutes. Es wurden durchschnittliche Teilchenzahlen/cm3 zwischen 1500–2000 und Maximalwerte bis zu 2700 T <5 μ/cm3 festgestellt. Der Anteil der Fraktion <5 μ betrug an der überwiegenden Mehrzahl der Meßstellen zwischen 92 und 98% des Gesamtstaubes.
Die trotz der hohen Teilchenkonzentrationen geringe silikogene Wirkung dieses Staubes wird unter Berücksichtigung der Eigenheiten des Sinterprozesses und neuerer Erkenntnisse der Hüttentechnik eingehend erörtert.
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Mit einer finanziellen Beihilfe der Hohen Behörde der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl durchgeführte Forschungsarbeit.
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Drasche, H. Zur Frage der Staubgefährdung in den Sinteranlagen saarländischer Eisenhüttenwerke. Arch. Gewerbepath. 16, 666–696 (1959). https://doi.org/10.1007/BF00316739
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