Zusammenfassung
Es wird über 2 tödlich verlaufene Fälle von 1,2-Dichloräthanvergiftung durch irrtümliche perorale Einnahme eines Einreibemittels berichtet. Der Tod erfolgte bei einem 79jährigen Mann 40 Std, bei einem 2jährigen Jungen 20 Std nach der Giftaufnahme. Beide Fälle boten toxische Parenchymschäden an Leber und Nieren, beim Kind auch am Herzmuskel. Klinisch war bei beiden Fällen kein hepatorenales Syndrom ausgebildet. Vielmehr beherrschten zentrale Erscheinungen, Bewußtlosigkeit, Krämpfe und unabwendbares Herz- und Kreislaufversagen das Bild. Beim Kind fand sich eine erhebliche toxische Hirnschwellung, beim Mann einige kleine Hirnerweichungsherde, welche letzteren nicht als Vergiftungsfolge angesehen werden. Beide Fälle zeigten als Ausdruck einer schweren lokalen Giftwirkung eine oberflächliche Verätzung der Magenwand mit ausgedehnter Fibrinexsudation in die Magenlichtung, Veränderungen, die sich beim Jungen auch im oberen Dünndarm nachweisen ließen. Die Befunde werden an Hand der Literatur kurz diskutiert.
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Weiss, F. Tödliche orale Vergiftungen durch Dichloräthan. Arch. Gewerbepath. 15, 253–264 (1957). https://doi.org/10.1007/BF00312952
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