Zusammenfassung
Die in der vorliegenden Arbeit vorgenommenen entwicklungsgeschichtlichen Untersuchungen an einigen Blütenformmutanten der Sippe 50 von Antirrhinum majus L. ergaben folgende Resultate:
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1.
Die Blüten der Mutante plena kehren in einem bestimmten Entwicklungsstadium wieder zur vegetativen Phase zurück, was sich am Ausfall des Gynäceums und Bildung von grünen Blättchen an dessen Stelle anzeigt.
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2.
Bei der Mutante viridiflora werden keine Karpellen ausgebildet. An ihre Stelle treten die Stamina, die keine Antheren mehr ausbilden können.
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3.
Die Mutante semiviridiflora nimmt eine Mittelstellung zwischen einer normalen Sippe 50-Blüte und der Blüte der Mutante viridiflora ein.
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4.
Die Mutante sterilis bildet zwar noch eine Infloreszenz aus, aber die Ausbildung von Blüten unterbleibt bis auf einige wenige mehr oder weniger stark mißbildete. Stecklinge aus Infloreszenzen wachsen ohne weiteres zu neuen sterilis-Pflanzen heran.
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5.
Es wurden in genetischer, blütenphysiologischer und entwicklungsgeschichtlicher Hinsicht bemerkenswerte Abweichungen der Blütenformmutanten vom Normalfall diskutiert und bei einigen die Möglichkeit einer „Blühstoff“-wirkung in Betracht gezogen.
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Teil einer Dissertation der nat.-math. Fakultät der Universität Freiburg i. Br.
Herrn Professor Dr. F. Oehlkers danke ich herzlichst für die Überlassung des Themas und für das Interesse, das er dem Fortgang der Arbeit entgegenbrachte, Herrn Dr. M. Bopp für viele Anregungen und die Unterstützungen während der Arbeit. Die deutsche Forschungsgemeinschaft stellte Herrn Professor Dr. Oehlkers die Mittel für die dieser Arbeit zugrunde liegenden genetischen Untersuchungen zur Verfügung, wofür ebenfalls gedankt sei.
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Bergfeld, R. Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an einigen Blütenformmutanten der Sippe 50 von Antirrhinum majus L.. Z.Ver-erbungslehre 87, 784–797 (1956). https://doi.org/10.1007/BF00308511
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