Zusammenfassung
In Abhängigkeit von dem Eindrehen und Hinausdrehen der Aryknorpel während der Phonation läßt sich eine Dreh-Kippbewegung der Wrisbergschen Knorpel beobachten, die am Zügel des Ligamentum aryepiglotticum erfolgt und deren Drehpunkt am hinteren Taschenbandende liegt. Die Kreisbewegung der Spitzen beider Knorpel sowie ihrer im Stimm- bzw. Taschenband endenden vordersten Anteile vollzieht sich dabei stets gegenläufig. Dieser passive Bewegungsvorgang dient offensichtlich einer Anspannung des Taschenbandes und Öffnung des Sinus Morgagni während der Stimmgebung. Dadurch wird der Ventrikel zu einem fest-elastischen, die Luftwelle formenden und gut reflektierenden Mundstüick des supraglottischen Ansatzrohres und begiinstigt damit die Stimmleistung. Innerhalb der Phylogenese ist also anscheinend ein Funktionswechsel des urspriinglich der paarig angelegten Basis des primitiven Epiglottisknorpels angehörenden Wrisbergschen Knorpels eingetreten, der ihn nunmehr dem Stimmorgan als wichtiges Teilglied des Ventrikelöffnungsmechanismus zuordnet.
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Minnigerode, B. Untersuchungen zur funktionsanalyse der wrisbergschen knorpel des menschlichen kehlkopfes. Arch. Klin. Exp. Ohr.-, Nas.- U. Kehlk. Heilk. 186, 247–251 (1966). https://doi.org/10.1007/BF00301203
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