Über periphere und zentrale Wirkungen optisch isomerer Belladonna-Alkaloide

Zusammenfassung

1. An der Mäusepupille und in der Hemmung der Acetylcholinwirkung am Kaninchenblutdruck sind l-Hyoscyamin und l-Hyoscin vielfach stärker wirksam als ihre rechtsdrehenden Isomeren.

2. Entgegen dieser untershiedlichen peripheren Wirkung bestehen in der Toxicitätkeine wesentlichen Unterschiede. d-Hyoscyamin ist sogar noch etwas toxischer als l-Hyoscyamin.

3. Das durch Morphin an der Maus hervorgerufene Schwanzphänomen, das als Ausdruck eineszentralen Erregungszustandes gilt, wird durch Belladonna-Alkaloide gehemmt. Dabei besitzen die d- undl-Verbindungen die gleiche Wirkungsstärke. — Die beiden Hyoscine sind 5–10mal wirksamerals die Hyoscyamine.

4. Die Nicotinkrämpfe der Maus werden durch d-Hyoscyamin und d-Hyoscin ebenso stark gehemmt wiedurch die laevo-Verbindungen.

5. Am Froschrectus lälβt sich mit hohen Alkaloiddosen eine curareartige Wirkung desHyoscyamins nachweisen, die bei beiden Isomeren in gleicher Stärke vorhanden ist. Diese Wirkungspielt aber in vivo keine Rolle.

6. Die experimentellen Befunde weisen darauf hin, daβ es zentrale Wirkungen derBelladonna-Alkaloide gibt, die sich von den peripheren parasympathicolytischen Wirkungenqualitativ unterscheiden. Sie treten nicht erst in toxischen Dosierungsbereichen auf,sondern lassen sich durch geeignete Differenzierungsmethoden auch bei weit niedrigeren Alkaloiddosennachweisen, d-Hyoscyamin hat in Dosen, welche einen gerade meβbaren peripheren Effekt zeigen,bereits eine zentrale Wirkung.