Untersuchungen über die Adrenalinbildung durch Nebennierengewebe

Zusammenfassung

1. Schüttelt man in Phosphatpuffer suspendierte Nebennierenschnitte von Schwein, Rind oder Meerschweinchen mehrere Stunden in sauerstoffhaltiger Atmosphäre mit Oxytyramin, Tyramin oder Phenyläthylamin, so werden die Amine in Substanzen mit stärkerer blutdrucksteigernder Wirkung, wahrscheinlich in Adrenalin umgewandelt. Die Umwandlung erfolgt bei Oxytyramin und Tyramin durch die Nebenniere aller drei Tierarten — mit Tyramin allerdings nicht so regelmäßig wie mit Oxytyramin —, bei Phenyläthylamin hingegen nur durch Rindernebenniere.

2. Versuche mit Sympatol und Phenyloxyäthylamin hatten ein negatives Ergebnis. Es wird daraus gefolgert, daß bei der Überführung von Phenyläthylamin und Tyramin in Adrenalin zuerst der Ring, erst dann die Seitenkette angegriffen wird, da die Aufoxydation des Benzol- bzw. Phenolringes zum Brenzkatechinring offenbar die Intaktheit der aus Äthylamin bestehenden Seitenkette zur Voraussetzung hat, d. h. aber, daß die Adrenalinbildung aus diesen beiden Aminen über Oxytyramin als obligates Intermediärprodukt führt.

3. Auf die „Schlüsselstellung“ des Oxytyramins in der Reaktionsfolge, die der Adrenalinsynthese zugrunde liegt, wird hingewiesen. Unbeschadet der Möglichkeit seiner Bildung aus Phenyläthylamin und Tyramin in der Nebenniere wird für den wichtigsten Weg, auf dem es im Organismus entsteht, die Decarboxylierung der Aminosäure Dioxyphenylalanin (Dopa) durch die Dopadecarboxylase der Leber und Niere, die wirksamste aller Aminosäuredecarboxylasen, gehalten.

4. Der Weg vom Oxytyramin zum Adrenalin kann über Arterenol oder Epinin gehen. Die Möglichkeit einer biologischen Arterenolsynthese ist durch den Nachweis des Arterenols als körpereigene Substanz gesichert. Es werden auch noch andere Gründe angeführt, die es wahrscheinlich machen, daß die Adrenalinsynthese über Arterenol und nicht über Epinin führt.