Zur Frage einer cancerogenen Wirkung inhalierter Stickstoffoxyde

Zusammenfassung

Zur Überprüfung der von anderer Seite erörterten Möglichkeit, ob nitrose Gase über die Bildung von Nitrosaminen mit gewebseigenen Aminen Lungenkrebs erzeugen können, werden Mäuse bis zu 1 1/2 Jahren mit 40 ppm Stickstoffdioxyd begast. In den Lungen werden keine Carcinome gefunden. Die Häufigkeit der gutartigen, als Spontantumoren bekannten Lungenadenome nimmt mit der Gesamtdosis an inhaliertem NO₂ ab, sie steigt aber mit der Länge der Pausen zwischen den Begasungen an; parallel dazu geht die Intensität von Proliferaten an den terminalen Bronchiolen. Insgesamt übt die alle 10 Tage vorgenommene Exposition in 40 ppm NO₂ über 48 Std eine Hemmwirkung auf die Ausbildung von Lungenadenomen wie auf die von Fibroadenomen der Haut aus, was möglicherweise auf einen durch den dauernden entzündlichen Reiz auf das Lungenparenchym ausgelösten humoralen Hemmechanismus zurückzuführen ist. Stickstoffdioxyd wirkt demnach selbst in der höchsten, eben noch verträglichen Dosierung an der Maus nicht carcinogen. Auf das Fehlen einer carcinogenen Wirkung nitroser Gase ist auch aus gewerbetoxikologischer Erfahrung heraus zu schließen.

Summary

The possible formation of nitrosamines by the reaction of nitrous fumes with tissue amines was discussed by others as a cause of lung cancer. To test this hypothesis, mice are exposed to 40 ppm nitrogen dioxide for periods up to 1 1/2 years. No carcinomas are found in the lungs of these animals. Benign adenomas of the lung, known as spontaneous tumours in the mouse, are encountered in rates decreasing with raising total dose of inhaled NO₂. However, the rate increases with the length of intervals between the inhalation periods; in parallel, the intensity of proliferative alterations at the terminal bronchioles increases with the length of intervals. In comparison with controls, there is slight inhibition of the formation of lung adenomas and of spontaneous skin fibroadenomas by intermittent exposure to 40 ppm NO₂, for 48 hours every tenth day; a humoral mechanism of inhibition, triggered by the permanent inflammatory irritation of lung parenchyma, is discussed. Thus, nitrogen dioxide in the highest dose tolerated is not carcinogenic in the mouse. The failure of a carcinogenic effect of nitrous fumes in animals is substantiated by experiences in humans exposed to nitrogen oxides in the workplace.