Über die wirkung von 5-hydroxytryptamin (serotonin) auf die atmung

Zusammenfassung

Vergleichende Untersuchungen an Hunden, Katzen, Meerschweinchen und Ratten über den Mechanismus der Serotoninwirkung auf die Atmung haben Anhaltspunkte dafür gegeben, daß die von Tierart zu Tierart verschiedene Wirkung durch eine verschiedene Reaktionslage und dadurch bedingte verschiedene pharmakologische Ansprechbarkeit der einzelnen an der Steuerung der Atmung beteiligten Mechanismen verursacht ist.

1. Beim Meerschweinchen, bei dem die Aktivität des Inspirationszentrums in besonders hohem Maße von vagal-afferenten Impulsen abhängt, führt Serotonin in einem weiten Dosierungsbereich zu reiner Hyperpnoe.

2. Bei der Katze, deren Inspirationszentrum eine von vagal-afferenten Impulsen weitgehend unabhängige, hohe Eigenaktivität besitzt, führt Serotonin in jeder überhaupt wirksamen Dosierung primär zu Apnoe.

3. Beim Hund verursacht Serotonin primär Hyperpnoe, an die sich sekundär eine Apnoe anschließt. Sehr kleine Serotonindosen (1 γ/kg) können zu reiner Apnoe führen.

4. Die artspezifischen Unterschiede zwischen Katze und Hund sind bei der Ratte individuelle Unterschiede, indem das eine Tier auf die gleiche Serotonindosis überwiegend hyperpnoisch, das andere Tier überwiegend apnoisch reagieren kann.

5. Die Versuchsergebnisse sprechen dafür, daß nach Serotonin auftretende hyperpnoische Reaktionen (Meerschweinchen, Hund, Ratte) bei niedriger Dosierung reflektorisch vom glomus aorticum, bei höherer Dosierung auch durch eine direkte Erregung des „Initiativzentrums“ der Atmung ausgelöst werden; daß apnoische Reaktionen bei niedriger Dosierung durch eine Stimulierung intrapulmonaler Receptoren mit vagalen Afferenzen, bei höherer Dosierung auch zentral verursacht sind: durch eine Erregung des bulbär-inhibitorischen Systems der Formatio reticularis.