Zusammenfassung
Es wird über einen 6 1/2jährigen Jungen berichtet, der vom Blitz am Kopf getroffen wurde, ausgedehnte Blitzläsionen an der Haut aufwies und kurz bewußtlos war, sonst aber keine neurologischen Symptome zeigte. Als bemerkenswertester Befund erbrachte 20 Std später das erste EEG in topischer Übereinstimmung mit Blitzverbrennungen an Haaren und Haut einen ausgeprägten sharp wave-Focus rechts temporal hinten bis parietal, der bisher über 15 Monate unverändert nachweisbar geblieben ist, ohne daß epileptische Anfälle aufgetreten sind (sog. latente Epilepsie). Unter Berücksichtigung der im Schrifttum niedergelegten EEG-Veränderungen nach Blitzschlag wird dieser EEG-Befund diskutiert. Es wird für möglich gehalten, daß die hirnelektrische Läsion durch die Blitzenergie verursacht worden ist (obwohl EEG-Untersuchungen aus der Zeit vor dem Unfall nicht vorliegen), insbesondere da der Junge vor dem Blitzunfall niemals Anfallssymptome geboten hat und Anamnese sowie psychischer Untersuchungsbefund keinen Hinweis auf eine hirnorganische Vorschädigung ergeben haben.
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Kruse, R. Außergewöhnlicher EEG-Befund nach cerebralem Blitztrauma beim Kind. Deutsche Zeitschrift f. Nervenheilkunde 188, 53–61 (1966). https://doi.org/10.1007/BF00244233
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