Zusammenfassung
Es wurde an zwei Brüdern eine genetische, klinische und den Stoffwechsel betreffende Untersuchung durchgeführt, die beide ein bisher nicht beschriebenes Syndrom aufwiesen. Dieses umfaßt ulceröse Hautveränderungen, Spitzfußbildung und eine neurologische Symptomenkombination, bestehend aus neuraler Muskelatrophie sowie einer Läsion der Pyramidenstränge und der Hinterstränge, ferner einer Debilität, Demenz und allgemeiner formaler Anomalien. Weiters konnte eine Splenomegalie mit Hypergammaglobulinämine und eine Störung des Aminosäurestoffwechsels mit Aminacidurie und Peptidurie festgestellt werden, als deren Grundlage eine genetische Störung angenommen wurde.
Eine diesbezügliche nähere Klärung sowie ein sicherer Kausalzusammenhang zwischen den einzelnen pathologischen Symptomen konnte nicht erzielt werden.
Eine Ähnlichkeit, aber keine Deckung der Symptomatik, konnte bei einigen bisher beschriebenen Krankheitsbildern festgestellt werden, nämlich beim Syndrom der Acroosteolyse nach Giaccai und dem Syndrom nach Rud. Von den bisher beschriebenen Syndromen, bei denen bereits eine Hyperaminacidurie und Oligophrenie nachgewiesen wurde, ergibt sich nur beim Hartnup-Syndrom eine entfernte Ähnlichkeit. Auch der Mongolismus wird in die Erörterung einbezogen.
Abschließend wird nochmals auf die klinische Bedeutung von genetischen Enzymdefekten bei unklaren familiären Krankheitsbildern hingewiesen.
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Bruck, J., Gerstenberand, F., Prosenz, P. et al. Über ein familiäres Krankheitsbild mit seltener neurologischer Symptomenkombination, Oligophrenie, Demenz, multiplen Ulcerationen der Haut, Splenomegalie und Aminosäurestoffwechselstörung. Deutsche Zeitschrift f. Nervenheilkunde 185, 579–597 (1964). https://doi.org/10.1007/BF00243641
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