Zusammenfassung
Die Untersuchung von 34 Hirnen mit offenen (19) oder gedeckten (15) Verletzungen, die 3–50 Jahre zurücklagen, ergab in etwa der Hälfte aller offenen Hirnverletzungen organische Gefäßwandveränderungen (Gefäßwandfibrose) in der Umgebung der alten Hirnwunde. In 4 Beobachtungen war es zu einer frischeren Nekrose des Hirngewebes um die alte Hirnduranarbe gekommen, die sich in einem Fall 39 Jahre nach der Verletzung durch eine schubweise Verstärkung des fokalen posttraumatischen klinischen Syndroms auszeichnete.
Ursächlich wird die Gefäßwandfibrose auf das entzündliche Geschehen bei offenen Hirnverletzungen im Gefolge der primären Wundinfektion und Wundheilung zurückgeführt.
Folge der lediglich im Bereich alter offener Hirnverletzungen zu findenden Gefäßwandfibrose ist eine Einschränkung der Hirndurchblutung in diesem Bereich, durch die es unter Mitwirken zusätzlicher pathogenetischer Faktoren gelegentlich zu einer Nekrose der Region um die alte Verletzung kommen kann.
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Herrn Prof. Dr. H. W. Gruhle in Verehrung zum 75. Geburtstag gewidmet.
Mit 5 Textabbildungen
Auszugsweise als Vortrag auf dem II. Internationalen Kongreß für Neuropathologie, London, September 1955, gehalten.
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Lund, OE. Spätvorgänge im Bereich alter, offener Hirnverletzungen. Deutsche Zeitschrift f. Nervenheilkunde 174, 583–592 (1956). https://doi.org/10.1007/BF00243443
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