Zusammenfassung
Eine familiäre Belastung mit Multipler Sklerose (M. S.) war bei 6,52% unserer Patienten nachzuweisen, während 4,17% der Patienten angaben, in ihrer Umgebung längere Zeit Kontakt mit einem M. S.-Kranken gehabt zu haben, mit dem sie nicht blutsverwandt waren. In der Berufsverteilung waren Angehörige der Land- und Forstwirtschaft, der Industrie und des Handwerks sicher nicht bevorzugt an M. S. erkrankt, ein gewisses Überwiegen fand sich bei den Öffentlichen Diensten. Mit einem gewissen Vorbehalt vielleicht kann man sagen, daß die geistig arbeitenden Patienten vorwiegend zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr an ihrem Leiden erkrankt sind, während die körperlich Arbeitenden schon im früheren und auch im späteren Lebensalter mit einer größeren Häufigkeit erkranken, und daß die körperlich Arbeitenden auch etwas früher sterben. Da die Zahlen aber relativ klein sind, bedürfen sie noch eingehender Nachprüfungen durch andere Statistiken. Die Untersuchung der Ernährungsbedingungen ergab keinen sicheren Einfluß bestimmter Nahrungsfaktoren. Eine sehr große Anzahl unserer Patienten hatte kurz vor Beginn des Leidens einen Infekt (41,7%) oder ein Trauma (12,0%) erlebt. 39,8% bejahen ungewöhnliche körperliche Strapazen, 25,4% ungewöhnliche seelische Belastungen vor Beginn der Erkrankung.
Insgesamt sprechen diese Beobachtungen für die Rolle exogener Faktoren. Diese Tatsache sollte bei Begutachtung des Zusammenhangs mit dem Wehrdienst berücksichtigt werden.
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Durchgeführt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
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Abb, L., Schaltenbrand, G. Statistische Untersuchungen zum Problem der Multiplen Sklerose. Deutsche Zeitschrift f. Nervenheilkunde 174, 219–234 (1956). https://doi.org/10.1007/BF00243351
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