Über den Einfluß von Megaphen, Nembutal und Novocain auf das Spontan-EEG und die bioelektrische Beantwortung rhythmischer Lichtreize bei hirnverletzten Kaninchen

Zusammenfassung

An 36 Kaninchen wurden Untersuchungen über die Veränderungen der hirnelektrischen Lichtreizbeantwortung nach umschriebener substantieller Hirnverletzung ausgeführt und folgende Ergebnisse gewonnen:

• 1. In einer Kontrollserie von 12 Tieren kam es 3–5 min nach links parietaler Hirnverletzung bei allen Tieren zu einer deutlichen Verkürzung der Rhythmusaufbaulatenz bei gleichzeitiger Verbesserung der Lichtreizbeantwortung und daran anschließend zum Auftreten träger Wellen von 2–4 Hz. Inkonstant wurde das Auftreten von Steilwellengruppen beobachtet.

• 2. Die prätraumatisch ausgeführte Dauerinfusion von Megaphen oder Nembutal bewirkte eine Aktivierung von schnellen Frequenzgruppen und langsamen, hochamplitudigen Wellen im Spontan-EEG, blieb aber ohne erkennbaren Einfluß auf die posttraumatische Verkürzung der Rhythmusaufbaulatenz. Das Maximum der Spontan-EEG-Veränderung unter Megapheneinwirkung fiel zeitlich mit einem erheblichen Blutdruckabfall zusammen.

• 3. Die vor der Verletzung verabfolgte Novocaininfusion zeigte ebenfalls keinen Einfluß auf das zeitliche Auftreten der posttraumatischen Latenzverkürzung. Die Latenzwerte blieben jedoch im Anschluß an die übliche maximale posttraumatische Verkürzung, im Gegensatz zu ihrem Wiederanstieg bei den anderen Versuchsgruppen, während der weiteren Versuchsdauer unter der Hälfte des prätraumatischen Ausgangswertes von 400 msec verkürzt.

Die Ergebnisse machen wahrscheinlich, daß örtliche Zirkulationsstörungen keine wesentliche Bedeutung für das Zustandekommen der posttraumatischen Latenzverkürzung haben.

Auch die Aktivierung hirnelektrischer Phänomene durch Phenothiazine und Barbiturate bleibt darauf ohne Einfluß. Die Verstärkung und Verlängerung der posttraumatischen Latenzverkürzung unter Novocain kann möglicherweise für eine zentralerregende Wirkung dieses Medikaments sprechen.