Zusammenfassung
Es wurde zu zeigen versucht, daß im markarmen Teil des hinteren Hypothalamus, in den mehrere vegetative, für ein biologisches Bild des Menschen wichtige Funktionen lokalisiert werden, Gewebsbesonderheiten vorhanden sind. Diese entstehen, weil durch die Gefäße Gewebskomplexe zusammengefaßt werden und die verschiedenen Nz-Arten des Pf. eine ungleich große Ausdehnung haben. Dadurch reichen sie in angrenzende Gebiete und können dann mehreren Funktionsgemeinschaften angehören. Die Streuungsbreite der Kerngrößen einheitlicher Nz-Kollektive ist im Pf. größer als im M. mac und Re, was auf eine stärkere Reaktion dieses Hypothalamusgebietes hinweist.
Dieser Gewebsbau läßt sich nur durch die von C. u. O. Vogt herausgearbeitete cytologische und cytoarchitektonische Analyse sowie durch die Pathoklisenlehre klären, die dazu geführt haben, Histiosysteme und funktionelle Systeme zu erfassen.
Die Abgrenzung und Überschneidung der Einzelteile ist also wichtig, deren verschiedene Synthese erst die für das Leben notwendigen Aufgaben unter gleichzeitigen Sparmaßnahmen im Gewebsbau ermöglicht. Der Ausdruck einer solchen Synthese von Funktionen ist die Zusammensetzung von Grisea aus mehreren Nz-Arten. Das Zusammenfügen der Teilkörper erfordert Regulationen, die weiter untersucht werden müssen, da ihr Verlust eine Krankheit bedeuten kann. Es ist möglich, daß durch die Berücksichtigung dieser Befunde auch die vielschichtige Pathophysiologie einiger Geisteskrankheiten besser als bisher verständlich wird.
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Rabl, R. Die Bedeutung der Gewebsstruktur im hinteren Hypothalamusteil für das biologische Bild des Menschen. Deutsche Zeitschrift f. Nervenheilkunde 181, 217–240 (1960). https://doi.org/10.1007/BF00242658
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